Der Fischer Verlag war so freundlich, mir zwei Rezensionsexemplare zukommen zu lassen. Eines davon (das dünnere Buch) habe ich an diesem Wochenende gelesen und möchte es Ihnen, falls Sie starke Nerven haben, empfehlen.
Es handelt sich bei diesem Buch um einen kurzen Roman von Ricarda Junge. Die komische Frau handelt von der jungen Frau Lena, die zunächst mit Freund und kleinem Kind in eine Wohnung in den Zuckerbauten in der Karl-Marx-Allee zieht. Nach der Trennung vom Freund beginnt ihr kleiner Sohn Adrian "eine komische Frau" zu sehen. Da Adrian noch zu jung ist, um sich differenziert genug auszudrücken, ist Lena anfangs gegenüber der Angst des Kindes hilflos. Doch es dauert nicht lange und auch sie fragt sich, ob sie die Fenster nicht beim Verlassen der Wohnung geschlossen hat, ob sie den Herd letzten Abend nicht ausgemacht hatte und wer nachts die Gestalt hinter dem Milchglas ihrer Schlafzimmertür ist...
Vermutet man als Leser zunächst eine Gruselgeschichte, wird diese Sicherheit unerwartet aufgebrochen. Denn im Laufe der Story werden die Bewohner des Hauses und der Bezug zur DDR für das Verständnis der Ereignisse immer wichtiger. Wem man glauben kann und inwiefern reale Menschen oder Geister für Verunsicherung, Angst, eine verletzte Privatsphäre und Leid verantwortlich sind, macht u.a. den Reiz der Geschichte aus.
Die Handlung des Romans und sämtliche Personen sind frei erfunden. Es handelt sich um keinen Zeitzeugen- oder Tatsachenbericht. Trotzdem bekommt man als Leser das Gefühl, dass die angesprochenen Probleme der Protagonisten mit ihrer persönlichen DDR-Vergangenheit oder der DDR-Vergangenheit der Menschen um sie herum, zu kämpfen haben. Und man ahnt, dass es vielen Menschen in dem Moment, in dem man darüber nachdenkt, genau so gehen könnte.
Das Buch kostet 17,95€ und hat insgesamt 189 spannende Seiten. Der Bezug zu Berlin und zur DDR hat mir persönlich gut gefallen. Alles in allem meiner Meinung nach ein lesenswerter moderner kurzweiliger Roman, der den Leser nicht kalt lassen wird.