Aus der Sammlung

Acht Haushaltsbücher einer Dresdner Familie

In der DDR behielt man den Überblick über die Einnahmen und Ausgaben mithilfe eines akribisch geführten Haushaltsbuches. Kürzlich erhielt das DDR Museum insgesamt 8 solche Haushaltsbücher aus einem Dresdner Haushalt. Diese interessanten zeitgeschichtlichen Dokumente stellen wir Ihnen nun im folgenden Text vor!
(09.05.2016)

Heutzutage gibt es dafür eine App. In der DDR hingegen behielt man den Überblick über die Einnahmen und Ausgaben mithilfe eines akribisch geführten Haushaltsbuches. Hier hielt die ordentliche Hausfrau genau fest, wieviel wann wofür ausgegeben wurde. Es wurde aufgeführt, wann und wieviel Lohn gezahlt wurde, wann ein Friseurbesuch anstand oder wie viele Essensmarken in einer Woche verbraucht wurden. Ebenso hielt man fest, wieviel vom Vormonat angespart wurde, welche Schulden eventuell bestehen und wieviel Geld sich in der Haushaltskasse befindet. Kürzlich erhielt das DDR Museum insgesamt 8 solche Haushaltsbücher aus einem Dresdner Haushalt, beginnend mit dem 1. Januar 1963; das letzte Buch endet am 3.1. 1993. Diese interessanten zeitgeschichtlichen Dokumente stellen wir Ihnen nun im folgenden Text vor!

 

Einzigartige authentische Dokumente

Im vergangenen Jahr erhielt die Sammlung des DDR Museum einen ganz besonders wertvollen Zuwachs. Hierbei handelt es sich um insgesamt 8 zusammenhängende Haushaltsbücher, geführt von einer Dresdner Familie. Die ersten 3 Bücher wurde jeweils über ein Jahr geführt (1963-1964, 1964-1965, 1966-1967), die restlichen 5 decken jeweils einen größeren Zeitraum ab; das letzte Buch bspw. wurde von November 1984 bis Januar 1993 geführt, also fast 10 Jahre. Dies liegt schlicht am größeren „Fassungsvermögen“ der einzelnen Hefte. Im Gegensatz zu den älteren Exemplaren mit schlichtem schwarzen Softcover bestehen die Bücher jüngeren Datums aus mehreren Seiten und einem festen Buchrücken und -deckel. Darüber hinaus sind die Eintragungen in den letzten Büchern nicht mehr ganz so detailliert geführt wie die Exemplare aus den 60iger und 70er Jahren – hier werden die Ausgaben für Lebensmittel schlicht als „Einkauf“ notiert, anstatt jeden Artikel einzeln aufzulisten. Die Eintragungen sind sowohl mit Bleistift als auch mit Kugelschreiber gemacht, auf dem Buchdeckel ist der Zeitraum notiert, den das Wirtschaftsbuch abdeckt.

 

Beispielhaft hier ein Auszug aus dem Hausbuch 1963 bis 1964 vom 2. Februar 1963:

  • Bahnfahrt und Bus - 11,40 Mark
  • Suppe + Kuchen - 2,10 Mark
  • Blumen (für Opa) – 2,40 Mark
  • Kaffee + Zigarren – 8 Mark
  • Ralf Hortgeld – 30 Mark

 

Sowie ein Auszug aus dem Buch 1972 bis 1977 vom 29 August 1974:

  • Abo – 15 Mark
  • Beiträge – 67,50 Mark
  • Fahrt CSSR – 60 Mark
  • Einkauf – 27,50 Mark
  • Zuschuß Ralf Schuhe – 30 Mark
  • Kino u.a. – 5,50 Mark

 

 

Die Haushaltsbücher sind authentische zeithistorische Objekte, anhand derer sehr gut nachvollzogen werden kann, wie in etwa die finanzielle Situation einer mittelständischen Familie in der DDR aussah. Auch lässt sich damit eine Aussage über die Verfügbarkeiten bestimmter Produkte und Dienstleistungen treffen, etwa der Friseurbesuch für 5,- Mark, der Schnaps für 22,- Mark oder die Hausschuhe für 11,- Mark. Interessant ist ebenso das Verhältnis von alltäglichen Konsumgütern zu „Luxusartikeln“ wie beispielsweise ein Fernseher oder ein Damenfahrrad für 260,50 Mark (25. April 1972).

 

Haben auch Sie noch alte Haushaltsbücher oder andere einzigartige authentische Dokumente aus der DDR und möchten diese spenden? Dann wenden Sie sich gern an die Sammlungsabteilung des DDR Museum oder direkt an unseren Sammlungsleiter Sören Marotz unter der 030 – 847123736 oder per Mail an soeren.marotz@ddr-museum.de !

 

 

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