DDR-Geschichte

Die Entstehungsgeschichte des Berliner Tierparks

In diesem Blogbeitrag stellen wir die Geschichte des Tierparks Berlin vor und zeigen Objekte rund um den Berliner Tierpark aus unserer Sammlung. (31.05.2023)

Nach der kriegsbedingten Teilung Berlins mangelte es in beiden Stadtteilen an verschiedenen öffentlichen Einrichtungen. Im Westteil der Stadt fehlten gewachsene Museumsstrukturen wie die Museumsinsel im Ostteil. Auf der anderen Seite gab es im Osten Berlins keinen Tierpark oder Zoo wie den berühmten und ältesten Zoo Deutschlands in Berlin-Charlottenburg. Da Zoologische Gärten seit jeher beliebte Naherholungsziele für die Einwohner*innen waren und sich gut als überregionale Sehenswürdigkeiten vermarkten ließen, lag es nahe, eine solche Einrichtung im Ostteil Berlins zu errichten.

Fotos des Tierparks Berlin (Eisbären, Tiger und ein Gestell) aus dem Bestand des DDR Museum

Abb.: Dias aus dem Tierpark Berlin, VEB Bild und Heimat, Reichenbach i. V.

Der Aufbau des neuen Tierparks beginnt

Im Jahr 1954 wurde der Plan konkreter, der Magistrat von Groß-Berlin beschloss am 27. August 1954 die Errichtung eines Tierparks. Das Zentralorgan »Neues Deutschland« schrieb darüber am 29. August:

»Alle Berliner Bürger sind aufgerufen, tatkräftig mit anzupacken

Der Magistrat von Groß-Berlin beschloß in seiner Sitzung am Freitag, im Schloßpark Friedrichsfelde mit den Vorbereitungsarbeiten zum Aufbau eines neuen Berliner Tierparkes zu beginnen. Zuerst sollen die stark verwilderten Anlagen des Schloßparkes Friedrichsfelde in Ordnung gebracht und ein Wirtschaftshof eingerichtet werden. Im nächsten Jahr werden dann die ersten Freigehege und Unterkünfte für Huftiere geschaffen.

Der gesamte Tierpark, zu dessen Einrichtung erhebliche Mittel und viel Arbeit erforderlich sind, kann im nächsten Jahr selbstverständlich noch nicht fertig sein, sondern soll von Jahr zu Jahr erweitert werden. Der Magistrat sprach die Hoffnung aus, daß recht viele Berliner Bürger tatkräftig mit anpacken, damit der neue Tierpark recht schnell zu einem beliebten und  gepflegten Erholungsort für die Bevölkerung wird. …«

Postkarte: Bild einer Schulklasse in der Tropenhalle des Tierpark Berlin vor einem Teich aus der Sammlung des DDR Museum

Abb.: Postkarte »Tierpark Berlin. Alfred-Brehm-Haus. Tropenhalle«, Verlag Bild und Heimat, Farbfoto von Rudloff

Eröffnung des Tierparks Berlin

Knapp zehn Monate später am 2. Juli 1955 wurde der Tierpark Berlin, in Anwesenheit des damaligen Bürgermeisters Friedrich Ebert und des Präsidenten der DDR Wilhelm Pieck, feierlich eröffnet. Zum damaligen Zeitpunkt erstreckte sich die Fläche des Tierparks über 60 Hektar, gezeigt wurden etwa 400 Tiere und insgesamt 120 Tierarten. Mit der Leitung des Tierparks wurde in der Aufbauphase Heinrich Dathe, seinerzeit stellvertretender Direktor des Leipziger Zoos, beauftragt. Diese Funktion hatte er bis zu seiner Pensionierung im Dezember 1990 inne.

Das Gelände des Tierparks sowie der Bestand an Tieren und Tierarten wurde über die Jahre sukzessiv erweitert. So gab es zu Spitzenzeiten über 10.000 Tiere von insgesamt 1000 Tierarten, welche auf einer Gesamtfläche von 160 Hektar der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Durch die großzügigen Flächen konnte der Tierpark stets den parkähnlichen Charakter wahren, den Tieren großzügige Flächen bieten und sich so von vielen Zoos abgrenzen. Zum Vergleich: Der Zoo Berlin erstreckt sich über eine Fläche von ca. 35 Hektar.

Souvenir aus dem Tierpark Berlin aus Holz »Ede, der Tierparklehrling« des DDR Museum

Medienpräsenz und Maskottchen des Berliner Tierparks

Die neu geschaffene Attraktion wurde von der Bevölkerung Zeit seines Bestehens intensiv genutzt und erreichte eine große überregionale Popularität. Radiosendungen wie »Im Tierpark belauscht« oder Fernsehsendungen wie der »Tierparkteletreff« trugen ihren Teil zur Erfolgsgeschichte der Attraktion bei. Auch anderweitig gab es verschiedenste Souvenirs und Darstellungen über den Tierpark Berlin. Der berühmte Karikaturist Erich Schmitt, selbst ein begeisterter Besucher des Tierparks, kreierte verschiedene Figuren mit starkem Bezug zum Tierpark, darunter auch »Ede der Tierparklehrling«, der sich damals großer Beliebtheit erfreute. Seine Zeichnungen und Detailstudien aus dem Tierpark veröffentlichte er in mehreren Publikationen, wie beispielsweise dem Buch »Verschmittzter Tierpark« aus dem Jahr 1976.

Beliebte Souvenirs waren auch die Broschüren »Wegweiser durch den Tierpark«, welche regelmäßig überarbeitet wurden und meist direkt beim Besuch vor Ort gekauft werden konnten. Zudem gab es vor allem in den 1960er und 1970er-Jahren Rollfilme und Diaserien mit den schönsten Ansichten aus dem Berliner Tierpark. 

Plastikbox in rot-blau der Defa Color-Dia-Serie »Tierpark Berlin« aus der Sammlung des DDR Museum

Anhaltende Popularität des Berliner Tierparks

Die Erfolgsgeschichte und Beliebtheit des Tierparks Berlin ist bis heute ungebrochen. Zum dreißigjährigen Bestehen des Tierparks im Jahr 1985 konnte man bereits über 71 Millionen Besucher*innen begrüßen, bis 2010 wurden bereits über 90 Millionen gezählt. Jährlich zieht die Sehenswürdigkeit weiterhin über 1,2 Millionen Menschen an und gehört damit zu den bedeutendsten Berliner Attraktionen.

 

Anmerkung der Redaktion: Dieser Blogbeitrag erschien erstmals am 18. Februar 2016.

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