Aus der Sammlung

Der Neuzugang stellt sich vor: Ein Karteipaternoster aus der ehemaligen Zentrale des MfS in Berlin

Der Bestand des DDR Museum ist kürzlich um eine spannende Leihgabe gewachsen. Es handelt sich dabei um einen Paternoster, der uns von der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen der Staatssicherheit der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt wurde. Der Bundesbeauftragte fungiert hierbei als Vertreter der Bundesrepublik Deutschland.
(14.12.2015)

Der Bestand des DDR Museum ist kürzlich um eine spannende Leihgabe gewachsen. Es handelt sich dabei um einen Paternoster, der uns von der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen der Staatssicherheit der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt wurde. Der Bundesbeauftragte fungiert hierbei als Vertreter der Bundesrepublik Deutschland.

Die Behörde bewahrt in ihren Archiven die 1990 sichergestellten Unterlagen der ehemaligen DDR-Geheimpolizei MfS auf, des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Zu den Unterlagen gehören u.a. Aktenmaterial sowie Fotos, Videos sowie Schulungsmaterial des Ministeriums. Die Institution hat den Auftrag, die Öffentlichkeit über Struktur, Methoden und Wirkungsweise des MfS zu unterrichten. Sie hat ihren Hauptsitz in Berlin sowie in Außenstellen mit eigenen Archiven in den ehemaligen 12 Bezirkshauptstädten der DDR. Heute befindet sich in dem zentralen Gebäudekomplex neben den Räumlichkeiten der BStU auch das Stasi-Museum Berlin.

Unser Paternoster stammt aus der ehemaligen Zentrale des MfS in Berlin. Die Schrankanlage wurde dazu verwendet, um darin die vom MfS erfassten Karteikarten möglichst platzsparend aufzubewahren. Die Karteikarten waren alphabetisch nach Nachnamen geordnet und enthielten Informationen bezüglich der jeweiligen Person. Neben personenbezogenen gibt es allerdings auch sachbezogene Karteikarten. Erwähnenswert ist der Betrieb durch einen im Schrank integrierten Motor, durch den die einzelnen Karteifächer im Rotationsprinzip an die Öffnung des Paternosters befördert werden konnten. Der Vorteil an diesem Mechanismus ist die platzsparende Lagerung von Unterlagen. Aus Gründen des Geheimnisschutzes und der konspirativen Arbeitsweise ist die Vorderklappe durch ein Schloss verschließbar. Der Schrank selbst besteht aus Metall und Kunststoff und bringt 535kg auf die Waage. Es handelt sich um eine Ausgabe des Typs KG II 303, Baujahr 1981. Hergestellt wurde er im VEB Gothaer Metallwarenfabrik. Die Maße betragen 133 (H) x 100cm (T) x 218cm (B).

Dieses Objekt ist neben seiner historischen Authentizität insofern hochinteressant, als dass es die Masse der Informationen dokumentiert, die das Ministerium für Staatssicherheit Zeit seines Bestehens (1948 bis 1990) erhob und dokumentierte. Die strukturierte Art der Aufbewahrung stellt eine Methode dar, die einem hohen technischen Standard entsprach. Durch die komplexe Lagerungsstruktur war es der Stasi dementsprechend möglich, so schnell und effizient wie möglich auf die relevanten Informationen zugreifen zu können.

Eine interessante Information zum Schluss: Das Wort „Paternoster“ bedeutet auf Latein „Unser Vater“ und stellt somit die ersten Wort des Vaterunser-Gebets dar. Der Begriff wird ebenfalls als Bezeichnung für Rosenkränze benutzt, welche als Hilfsinstrument beim Gebet genutzt werden.

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