Am 7. Mai 1945 unterzeichnete der deutsche Generaloberst Jodl in Reims die Kapitulationserklärung im Namen der deutschen Streitkräfte, mit der die bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai um 23.01 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (MEZ) in Kraft trat. Anschließend, in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945, unterzeichneten deutsche Offiziere der drei Teilstreitkräfte – Heer, Luftwaffe und Kriegsmarine – im Offizierskasino der Wehrmachtspionierschule in Berlin-Karlshorst die bedingungslose Kapitulationserklärung des Deutschen Reiches, in Anwesenheit des sowjetischen Marshalls Georgi Konstantinowitsch Schukow. Damit räumte die deutsche Staats- und Armeeführung den alliierten Siegermächten das Recht ein, alle politischen, militärischen und gesellschaftlichen Angelegenheiten Deutschlands, in den jeweiligen Besatzungszonen, zu regeln. Die Zeit der offenen kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa war beendet.
In der sowjetischen Besatzungszone entstanden alsbald Ehrenmale und Gedenkfriedhöfe, um an den Tag der Befreiung und die unzähligen Opfer des Krieges zu erinnern. Die sowjetische Besatzungsmacht hatte mit schätzungsweise 27 Millionen Toten einen enormen Verlust seitens der Zivilbevölkerung sowie den Soldat*innen zu beklagen. In Berlin wurde das erste sowjetische Ehrenmal im Berliner Tiergarten bereits einige Monate nach Kriegsende geschaffen und im November 1945 zum Jubiläumstag der sowjetischen Oktoberrevolution feierlich eingeweiht. Weitere Anlagen wie das sowjetische Ehrenmal in Schönholz in Berlin Pankow und das sowjetische Ehrenmal in Berlin Buch kamen in den darauffolgenden Jahren hinzu. Die größte Anlage, und zugleich zentrales Ehrenmal, wurde über mehrere Jahre in Berlin Treptow gebaut. Dem Bau dieser Anlage wurde von der Besatzungsmacht eine höhere Priorität eingeräumt als dem so dringend benötigten Wohnungsneubau der noch größtenteils in Trümmern liegenden Stadt Berlin. Am 8. Mai 1949 zum vierten Jahrestag des Kriegsendes, wurde die sich über zehn Hektar Fläche erstreckende Anlage des sowjetischen Ehrenmals in Treptow feierlich eingeweiht. Auf dem Gelände ruhen die Überreste von 7000 Rotarmisten, zentraler Punkt ist die auf einem Hügel stehende Statue eines Sowjetsoldaten, der ein Kind auf dem Arm trägt und in der anderen Hand ein Schwert hält. Zu seinen Füßen liegt ein zertrümmertes Hakenkreuz. Die Statue mitsamt Hügel, Sockel und begehbaren Pavillon hat eine beachtliche Höhe von 30 Metern. Die um den zentralen Punkt ausgerichteten Sarkophage und Grabfelder sind im Duktus ihrer Entstehungszeit teilweise mit Stalins Zitaten verziert.
Die Anlage war in der Folgezeit Schauplatz für vielfältige und weitverbreitete Massenveranstaltungen wie Fackelzüge der FDJ und der Pioniere, diverse Staatsrituale und die jährlichen Veranstaltungen zum »Tag der Befreiung«, welcher von 1950 bis 1967 und im Jahr 1985 gesetzlich durch Beschluss der Volkskammer zum Feiertag in der DDR erklärt wurde. Die Erinnerungskultur an den Tag der Befreiung wurde durch die dominante Stellung der Sowjetunion, sowie durch die ideologischen Auseinandersetzungen in der Zeit des »Kalten Krieges« geprägt und war dadurch sehr einseitig auf den »Großen Bruder« ausgelegt.
In unserer Sammlung befinden sich eine Broschüre mit dem Titel »Der große Sieg – Die welthistorische Bedeutung des Sieges der Sowjetunion im zweiten Weltkrieg«. Entstanden 1980 im Dietz Verlag Berlin versteht sich die Schrift als »Anschauungsmaterial zum 35. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus«. Auf 80 Seiten wird, begleitet durch zahlreiche Fotografien und Kartenmaterial, der Zeitraum von der Entstehung des Dritten Reiches bis zu seiner Zerschlagung behandelt. Auf insgesamt vier Seiten der Broschüre wird die Rolle der anderen Alliierten Großbritannien, den USA und Frankreich beiläufig erwähnt. Eindeutig ist hier die überragende Rolle der Sowjetmacht beschrieben. Zeitgenössische Slogans wie »Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen!« welche auf großformatigen Bannern den öffentlichen Raum in der DDR schmückten unterstrichen die Führungsrolle der Sowjetunion.
Auch außerhalb Berlins befanden sich zu DDR-Zeiten zentrale Ehren- und Gedenkstätten wie beispielsweise die Gedenkstätte Seelower Höhen. Die Seelower Höhen wurden, begünstigt durch das abfallende Gelände zur Oder, durch Wehrmachtseinheiten zur letzten Hauptverteidigungsstellung außerhalb Berlins ausgebaut.
An diesem historischen Ort hat die Rote Armee im Frühjahr 1945 die Oder überschritten und unter tagelangen und verlustreichen Kämpfen das Tor zur Reichshauptstadt Berlin geöffnet. Die Schlacht um die Seelower Höhen gilt als größte und verlustreichste Schlacht des 2. Weltkriegs auf deutschem Boden. Auch an diesem Gedenkort wurden, wie am Treptower Ehrenmal, Staatsrituale wie Vereidigungen von NVA Soldaten und andere Massenveranstaltungen zelebriert.
Die Abbildung zeigt eine Postkarte mit dem Titel »Militärhistorische Gedenkstätte der Befreiung auf den Seelower Höhen« aus der Sammlung des DDR Museum.
Der Ort in Berlin Karlshorst, an dem der Krieg in Europa beendet wurde, beherbergt heutzutage übrigens das Museum Berlin-Karlshorst. Das Museum verfolgt »die unverzichtbare Aufgabe, die nationalsozialistischen Massenverbrechen im öffentlichen Bewusstsein wachzuhalten, an deren Opfer zu erinnern sowie den konstruktiven Austausch über die unterschiedlichen Perspektiven auf die Geschichte des Zweiten Weltkrieges zu ermöglichen«.
Unser wissenschaftlicher Leiter Dr. Stefan Wolle hat in Zusammenarbeit mit dem Historiker Ilko Sascha Kowalczuk vor Jahren eine gut zum Thema passende Publikation mit dem Titel »Roter Stern über Deutschland« über den sowjetischen Einfluss in der DDR geschrieben. Das Buch wurde vom Christoph Links Verlag herausgegeben.
Der 8. Mai, der als »Tag der Befreiung« bezeichnet wird, ist immer häufiger Gegenstand von kontroversen Debatten, da die Deutschen als Tätervolk nicht »befreit«, sondern »besiegt« wurden. Es wird argumentiert, dass die Verwendung des Begriffs »Befreiung« dazu beitragen könnte, die deutsche Verantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus zu relativieren oder zu verharmlosen.
Das DDR Museum distanziert sich ausdrücklich von jeder Relativierung oder Verharmlosung der Verbrechen des Nationalsozialismus und betont die Bedeutung einer kritischen Auseinandersetzung mit Geschichte.
Anmerkung der Redaktion: Der Blogbeitrag erschien erstmals am 7. Mai 2015.