Günter Höhne hält nicht viele Vorträge im Jahr. Umso mehr haben wir uns gefreut, als er gestern im DDR Museum zu Gast war um uns an seinem Erfahrungsschatz teilhaben zu lassen. Anlass waren die neu gestalteten Vitrinen in unserem DDR-Restaurant Domklause, welche die kommenden drei Monate das Tisch- und Tafelgerät aus Edelstahl von Christa Petroff-Bohne zeigen.
Der Abend begann mit einer kurzen Begrüßung durch den Direktor des DDR Museum, Robert Rückel. Unser Veranstaltungsraum war zu diesem Zeitpunkt schon so voll, dass in jeder möglichen Ecke noch ein Stuhl untergebracht wurde. Selbst die Stühle aus unserer Küche mussten herhalten, damit auch wirklich jeder sitzen konnte.
Das Wort wurde dann übergeben an den Design-Experten Günter Höhne, der dem Publikum zunächst Hintergrundinformationen über das in der Domklause gezeigte Geschirr erzählte. Dabei würdigte er die Formgestaltung, aber auch die Lebensleistung der Professorin Christa Petroff-Bohne. Denn ob Massenproduktion oder Kunstwerk, hinter jedem Gegenstand stände laut Höhne der Mensch.
Und so begann er zu berichten, wie sich Petroff-Bohne in der Männerdomäne Industrieformgestaltung erfolgreich durchsetzte und später als beliebte Lehrerin Generationen von Designer ausbildete und prägte.
Sie hatte ihre Ausbildung gerade beendet, als sie 1957 nach Aue ging und dort für die Auer-Besteck- und Silberwarenwerke tätig wurde. Dort gestaltete sie zunächst noch heute beliebtes Besteck und schuf bereits im Alter von 25 Jahren das von uns gezeigte ABS-Tafelservice für Restaurants und Hotels. Doch die harmonischen Formen blieben nicht unverändert, denn der Bedarf an Geschirr war groß und das Design wurde im Laufe der Herstellung von ca. 65.000 Exemplaren angepasst. Einige Stücke sind heutzutage heißbegehrt und kaum noch zu bekommen.
Doch es ging während des Vortrags nicht nur um das von uns präsentierte Geschirr, sondern auch um Rasierapparate, Türklinken, Kräne, Schlüssel, Nähmaschinen oder Staubsauger. Die industrielle Formgestaltung in der DDR wurde von Herrn Höhne an vielen spannenden Beispielen erläutert und durch Anekdoten ergänzt. Denn mit einigen Formgestaltern ist er selbst bekannt und daher hat er sein Wissen nicht nur aus der Literatur, sondern auch von den Designern selbst. Er ist einfach einer DER Experten und hat mit dem Buch „DDR-Design“ einen absoluten Bestseller geschrieben. Ich habe mich sehr gefreut, dass er nach dem Vortrag noch die Zeit gefunden hat, ein Exemplar für uns zu signieren.
Anschließend ging es dann vom Besucherzentrum aus in unser DDR-Restaurant Domklause, um sich dort die neu gestalteten Vitrinen in aller Ruhe anzusehen und gemeinsam ins Gespräch zu kommen.