Nicht weit weg von der Bundeshauptstadt, in der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam, wird man auch schon fündig. Dort gibt es ebenfalls nicht nur einen Ort des Gedenkens. Den Anfang macht die Gedenkstätte Lindenstraße für die Opfer politischer Gewalt im 20. Jahrhundert.
In der Lindenstraße 54/55 wurde ab 1933 ein Erbgesundheitsgericht/NS-Amtsgericht/ Untersuchungsgefängnis für politische Häftlinge betrieben, welches 1945 von einem Sowjetischen Militärtribunal/zentralem Untersuchungsgefängnis des sowjetischen Geheimdienstes für das Land Brandenburg abgelöst wurde. Diese Epochen des Schreckens wurden ab 1952 vom Ministerium für Staatssicherheit weitergeführt, welches an selber Stelle das Stasi-Untersuchungsgefängnis für den Bezirk Potsdam einrichtete. Erst nach 1989, nach dem Fall der Mauer, wurde aus dem »Haus des Terrors« ein »Haus der Demokratie« sowie eine Mahn- und Gedenkstätte für die Opfer der politischen Gewalt der verschiedenen Epochen.
Die Gedenkstätte beschäftigt sich in vier Modulen mit den verschiedenen historischen Abschnitten, in denen das Gefängnis genutzt wurde. In Bezug auf die DDR-Vergangenheit ist vor allem das Modul über das Stasi-Untersuchungsgefängnis von 1952-1989, im Volksmund auch »Lindenhotel« genannt, interessant. Im Lindenhotel wurden ca. 6.200 Menschen inhaftiert, 2.000 wegen »Fluchtdelikten«, 1.600 wegen »Spionage« und 900 wegen »staatsfeindlicher Hetze«. Gerade nach 1961 häuften sich die Fluchtdelikte. Diesem Thema widmet sich seit 2011 auch eine eigene Ausstellung zum Thema Flucht in den Westen. Beispielhaft werden dort acht Fluchtschicksale geschildert, die stellvertretend für die 2.000 Menschen stehen, die aufgrund gescheiterter Fluchtversuche in der Lindenstraße inhaftiert wurden. Außerdem beschäftigt sich ein Teil der Ausstellung mit der allgemeinen Fluchtgeschichte mit wichtigen Fluchtrouten.
Ein weiterer Ausstellungsteil widmet sich der Friedlichen Revolution in Potsdam, denn nachdem die Stasi das Gefängnis nach den Massendemonstrationen im Herbst 1989 aufgegeben hatte, wurde das Gebäude Anfang 1990 von demokratischen Parteien und Bewegungen als erstes Arbeitsdomizil genutzt. Es wurde hier die erste freie Volkskammerwahl der DDR vorbereitet und somit das endgültige Ende der SED-Diktatur eingeläutet.
Die Gedenkstätte Lindenstraße bietet neben Führungen auch verschiedene andere Bildungsangebote, vor allem für Schüler*innen an. So können nach Voranmeldung zum Beispiel Zeitzeugengespräche, Projekte und Workshops in Anspruch genommen werden. Das Haus öffnet seine Tore immer dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr. Alle Informationen finden Sie auf der Homepage der Gedenkstätte und auf den Seiten der Stadt Potsdam.
Wenn Sie also bereits einige der Berliner Gedenkstätten besucht und weiterhin noch mehr zum Thema DDR lernen möchten, so blicken Sie doch auch mal ein paar Kilometer gen Westen und besuchen Sie die Gedenkstätte in Potsdam. Sie bietet eine sehr gute Ergänzung zum Angebot in Berlin und spricht mit ihren verschiedenen Ausstellungsteilen sehr interessante Themen der DDR-Vergangenheit an.
Bild: Karsten11