DDR Museum

Das Lieblingsobjekt von Rudi Ewals, der Fachfrau für die Ausstellungskontrolle am Morgen: Der Verhörraum

Laut eigener Aussage hat Frau Ewals „einen ganz eigenen Blick“ auf die Dinge, denen sie tagtäglich bei uns in der Ausstellung begegnet. Jeden Morgen, bevor die ersten Gäste kommen, macht sie einen Rundgang durch die Ausstellung und stellt dabei sicher, dass alles einwandfrei funktioniert und sich am richtigen Ort befindet.
von Melanie Alperstaedt (21.07.2014)

Laut eigener Aussage hat Frau Ewals „einen ganz eigenen Blick“ auf die Dinge, denen sie tagtäglich bei uns in der Ausstellung begegnet. Jeden Morgen, bevor die ersten Gäste kommen, macht sie einen Rundgang durch die Ausstellung und stellt dabei sicher, dass alles einwandfrei funktioniert und sich am richtigen Ort befindet.

Die Frage nach dem Ihrer Meinung nach spannendsten Objekt beantwortet sie nach kurzem Nachdenken: Den Verhörraum in unserer Ausstellung findet sie besonders sehens- und erlebenswert! Denn man geht nicht nur in diesen Raum hinein, sondern man setzt sich an einen Tisch und wird dank der Technik des Knochenschalls Zeuge eines Verhörs. Auf der anderen Seite des Tisches sitzt schemenhaft dargestellt eine Figur, die Fragen des Verhörs hört man im kargen Raum laut und deutlich. Um die protokollierten Antworten der verhörten Person zu verstehen, muss man sich an den Tisch setzen, die beiden Ellenbogen auf zwei Flächen stellen und die Handflächen auf die Ohren drücken. Die Schallwellen werden so durch die eigenen Knochen transportiert! Doch hat diese Haltung noch einen anderen Effekt: Sie ist relativ unbequem, verkrampft (man muss die Handflächen ja mit Kraft auf die Ohren drücken) und somit alles andere als entspannt.

Sicherlich ist diese Situation, ergänzt durch die schriftlichen Informationen, eine sehr abgemilderte Version eines Verhörs durch die Staatssicherheit. Aber all die fürchterlichen und menschenverachtenden Aspekte eines realen Verhörs sind meiner Meinung nach nichts, was man originalgetreu nachspielt. Wer sich ausführlicher über die Verhörmethoden des MfS informieren möchte, dem sei folgende Literatur (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) empfohlen:

Passens, Katrin: MfS-Untersuchungshaft. Funktionen und Entwicklung von 1971 bis 1989, Lukas Verlag

Raschka, Johannes: Zwischen Überwachung und Repression – Politische Verfolgung in der DDR 1971 – 1989, Leske & Budrich

Koch, Dietrich: Das Verhör, Verlag Christoph Hille

Zwei Zeitzeugenberichte haben ich online gefunden:

In einem Video berichtet der Zeitzeuge Matthias Stork von den Vernehmungen, die er über 10 Monate lang ertragen musste.

Auch Ellen Thiemann berichtet von ihrer Verhaftung und dem erlebten Verhör nach einem missglückten Fluchtversuch.

 


 

Mehr zum Thema