Am Dienstagabend gab es gleich zwei Gründe das Besucherzentrum des DDR Museum aufzusuchen. Zum einen konnten die Besucher die Fotos unseres Sammlungsleiters Sören Marotz bestaunen, zum anderen war der Landesjustizminister a.D. Hans Otto Bräutigam bei uns zu Gast.
In der Serie mit dem Titel „Ostdeutschland. Fotografische Randnotizen“ ist der Sammelband "Diskurse der deutschen Einheit. Kritik und Alternativen" erschienen. Sören Marotz fotografierte die Schwarz-Weiß-Bilder in den Jahren 1989-2009. Motive dieses Fotoessays sind Impressionen aus Ostdeutschland, die verdeutlichen, wie dicht Licht und Schatten nach der Wende beieinander liegen. Der Grundtenor dieser Fotodrucke ist aber auch, dass es innerhalb der Generationen und Regionen in den neuen Bundesländern zahlreiche Facetten, also verschiedene Graustufen, zu entdecken gibt. Mit einleitenden Worten beschreibt Sören Marotz die Sicht auf die deutsche Einigung als jene, die „von erheblichen wirtschaftlichen, sozialen, politischen und Image-Problemen Ostdeutschlands gekennzeichnet“ ist. „Da ist von Zurückbleiben, Brache, Randgebiet, Investitionsruinen sowie Transfergesellschaft, Undankbarkeit und Abzocker-Mentalität die Rede. Andererseits wird auch viel über Chancen, Potentiale und „Neuland“ gesprochen.“ Die Fotoausstellung „Licht und Schatten“ ist noch bis zum 16.10.2015 im Besucherzentrum zu sehen.
Um den Wandlungsprozess in den Neuen Bundesländern ging es am Dienstag auch während der eigentlichen Veranstaltung mit Hans Otto Bräutigam, der sein Erinnerungsbuch „Meine Brandenburger Jahre“ vorstellte. In seinem Werk ermöglicht Bräutigam dem Leser einen sehr persönlichen Einblick in den damaligen sozialistischen Staat und dessen Persönlichkeiten. An diesem Abend sprach Bräutigam außerdem von seiner Zeit als Ständiger Vertreter der Bundesrepublik der DDR und seiner Zeit als Botschafter der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen. Dieses Amt bekleidete er nur ein Jahr vor dem Mauerfall und hatte demzufolge die geschichtsträchtigen Geschehnisse nur über den großen Teich hinweg beobachten können. 1990 kehre Bräutigam aber bereits zurück nach Deutschland und hatte nun das Amt des Justizministers der ersten Brandenburgischen Landesregierung unter Manfred Stolpe inne. Den Neubeginn politisch mitzugestalten war für den parteilosen Juristen eine extreme Herausforderung mit positiven Ereignissen, aber auch zahlreichen Turbulenzen. So berichtet Bräutigam von der Problematik der hohen Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland und der rechtsextremistischen Gewalttaten in Brandenburg. Angesprochenwurden aber auch Themen wie der Umgang mit dem SED-Unrecht und die Rehabilitierung der Opfer des SED-Regimes oder die Oderflut 1997. All das sorgte natürlich beim Publikum für Neugier und Diskussionsbedarf und der Landesjustizminister a.D. stand den Gästen Rede und Antwort.
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