DDR-Musik

Blues-Messen – Nicht nur in Ost-Berlin

Die Blues-Messen (Gottesdienst mit Blues-Musik) richteten sich in erster Linie an Jugendliche, die mit klassischer kirchlicher Arbeit nicht zu erreichen waren und bis dahin noch nie eine Kirche betreten hatten.
(13.09.2016)

Die Blues-Messen (Gottesdienst mit Blues-Musik) richteten sich in erster Linie an Jugendliche, die mit klassischer kirchlicher Arbeit nicht zu erreichen waren und bis dahin noch nie eine Kirche betreten hatten.

Die erste Blues-Messe in der Samariterkirche in Berlin-Friedrichshain fand am 1. Juni 1979 statt. Anfangs kamen nur ca. 250 Teilnehmer. Später fanden Blues-Messen auch in der Auferstehungskirche und schließlich auf dem Grundstück der Erlöserkirche in Berlin-Rummelsburg statt. Bis zum Herbst 1986 gab es insgesamt 20 solcher Veranstaltungen, die von Günter „Holly“ Holwas und Rainer Eppelmann, Pfarrer der Samariter-Gemeinde, initiiert wurden. Günter Holwas wollte eine Veranstaltung mit Blues-Musik bei Rainer Eppelmann machen, der einen gottesdienstlichen Rahmen wünschte. Mitunter haben über hundert Leute an diesen Veranstaltungen mitgewirkt. Das Wort „Blues-Messe“ stammt laut Dirk Moldt nicht von Eppelmann, sondern von dem Diakon Bernd Schröder. 2008 brachte Dirk Moldt in der Schriftenreihe des Robert–Havemann–Archivs das 430 Seiten umfassende Buch: „Zwischen Haß und Hoffnung, Die Blues-Messen 1979 - 1986“ heraus.

Auch aus der Kichre heraus gab es zu dieser Zeit vergleichbare Veranstaltungen, hier ist vor allem der bis 1976 noch in Weißwasser tätige Kantor Konrad Winkler zu nennen, der mit seiner späteren Band „Quaerentes“ (die Suchenden) aus Berlin mit dem Programm „Bibel, Blues, Beat“ (Texte: Pfarrer Reinhard Müller) bereits ab März 1979 in den Kirchen der Republik auftrat. Diese Veranstaltung gab es somit vor den Blues-Messen in der Samariterkirche. Die Blues-Messen waren letztlich kein singuläres Produkt einer „Holwas-Eppelmann-Connection“, sondern waren durchaus auch innerhalb der Kirche selbst entwickelt worden.

 

P.S.: Konrad Winkler hat mit den alten Kollegen wieder Kontakt bekommen und tatsächlich ist noch ein alter Tonbandmitschnitt aufgetaucht, auf dem eine der „Bibel, Blues, Beat“ Veranstaltungen erhalten geblieben ist, wenn auch in zeitbedingt schlechter Qualität. Bereits 1973 initiierte Konrad Winkler mit der Band „Introitus“ eine Beatmesse (siehe Foto). Dem Charakter nach entsprach sie einem Gottesdienst, was aber mangels Mitschnitt nicht mehr nachvollzogen werden kann.

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