Am Dienstag in unserem Besucherzentrum: Eine alternative Kunstgalerie im Prenzlauer Berg

Am Dienstag hatten wir wieder einmal einen interessanten Gast bei einer unserer abendlichen Veranstaltungen im Besucherzentrum!
von Admin (24.05.2012)

Am Dienstag hatten wir wieder einmal einen interessanten Gast bei einer unserer abendlichen Veranstaltungen im Besucherzentrum!

Dr. Jürgen Schweinebraden Freiherr von Wichmann-Eichhorn, Galerist und Publizist, bereicherte unsere Veranstaltung mit seiner Anwesenheit und berichtete über seine spannende Vergangenheit während der 1970er in Ostberlin.

Eine große Rolle spielte die Dunckerstraße 17 in Berlin-Prenzlauer Berg. Hier entstand 1974 durch die Initiative von Schweinebraden Freiherr von Wichmann-Eichhorn eine private Kunstgalerie. Bis 1980 fanden hier 70 Ausstellungen sowie 50 Konzerte statt - völlig unabhängig, mit Produkten der westlichen Kunst.

Doch einfach machte man es Schweinebraden Freiherr von Wichmann-Eichhorn nicht - in der DDR wurde eine Ausstellung von u.a. kritischen Künstlern aus Ost und West nicht erlaubt.
Freiraum für andere Kunstformen, Kontakte zu verbotenen Künstlern aus dem Osten Europas, unabhängige Grafiken, die keiner Zensur zum Opfer fielen? Alles unvorstellbar für die Obrigkeit der DDR.

Schweinebraden Freiherr von Wichmann-Eichhorn berichtet mit einer erstaunlichen Detailtreue von Situationen, denen er sich damals stellen musste. Denn natürlich versuchte man, ihn zu schikanieren, sodass er letzten Endes 1980 - nach mehreren Ordnungsstrafen und einem anschließenden Strafverfahren - nach Westberlin übersiedelte, um diesen Hindernissen zu entgehen.

Besonders interessant war, wie Schweinebraden Freiherr von Wichmann-Eichhorn von den Reaktionen der Stasi erzählt, welche er sehr widersprüchlich einschätzt, denn trotz Ordnungsstrafen und Bespitzeleien, stand die Annahme im Raum, dass Schweinebraden Freiherr von Wichmann-Eichhorn selbst für sie tätig war.

Nach einem knapp zweistündigen Vortrag konnten die Besucher wie immer Fragen stellen oder Diskussionsthemen anregen. Dies wurde natürlich gern von den Gästen genutzt sowie auch von den Bekannten und Freunden Schweinebraden Freiherr von Wichmann-Eichhorns, die zahlreich erschienen waren.

Wer Interesse an den Werken der damaligen alternativen Kunstgalerie hat, findet diese in der Städtischen Galerie in Dresden. An diese übergab Schweinebraden Freiherr von Wichmann-Eichhorn 2007 etwa 40 Gemälde und Objekte, 330 Aquarelle und Zeichnungen, 340 Übermalungen, 100 Werke der Künstlergruppe „Lücke" sowie knapp 100 weitere Objekte.
Sollte man also die Kunstgalerie in der Dunckerstraße 17 verpasst haben, so hat man die Gelegenheit, dort in die Vergangenheit einzutauchen.


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