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FDJ – Die Freie Deutsche Jugend in der DDR

Die Freie Deutsche Jugend (FDJ) war die Massenorganisation für Jugendliche in der DDR. Durch die Mitgliedschaft sollte die junge Generation zu »sozialistischen Persönlichkeiten« erzogen werden. Dieser Beitrag erzählt die Geschichte der FDJ und beleuchtet die vielfältigen Erfahrungen, die junge Menschen in der DDR machten. von Dr. Liza Soutschek (30.04.2025)

Eine aufgehende gelbe Sonne vor blauem Himmel – das Symbol der FDJ war für Jugendliche in der DDR ein ständiger Begleiter. In unserer Ausstellung hängt das charakteristische blaue FDJ-Hemd mit dem Aufnäher am linken Ärmel an der Kleiderstange im Kinderzimmer. Getragen wurde das »Blauhemd« zu offiziellen Anlässen wie dem 1. Mai oder zum Schuljahresbeginn, zum Teil mit Stolz, zum Teil mit einer inneren Ablehnung oder Gleichgültigkeit. Ganz darum herumkamen allerdings die wenigsten Jugendlichen.


Massenorganisationen spielten in der DDR eine große Rolle. Mit ihren Abkürzungen und Wahrzeichen waren sie im öffentlichen Leben präsent und prägten gleichzeitig den Alltag der Menschen. So waren in den 1980er-Jahren immerhin rund 80 Prozent der 14- bis 25-Jährigen FDJ-Mitglied. Heute erinnern sich Viele mit gemischten Gefühlen an ihre Zeit in der FDJ.
 

Foto FDJ »Blauhemd« im Jugendzimmer des DDR Museum

Abb.: »Blauhemd« im Jugendzimmer des DDR Museum – © DDR Museum

Gründung der »Kaderreserve der SED«

Als deren Gründungsdatum gilt der 7. März 1946. An diesem Tag wurde die Jugendorganisation in der Sowjetischen Besatzungszone zugelassen. In der Anfangszeit verkörperte die FDJ noch die Hoffnung einer breiten Jugendbewegung, die sich gegen den Faschismus wandte. Doch mit der Zeit nahm der Einfluss der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) immer weiter zu. 


Nach der Gründung der DDR 1949 sollte die FDJ offiziell eine überparteiliche Organisation für alle Jugendlichen sein. Tatsächlich diente sie jedoch vor allem dazu, junge Menschen politisch und ideologisch zu schulen und ihre Loyalität zum sozialistischen Staat zu fördern. Sie wurde zu einem zentralen Instrument des SED-Regimes, um die Jugend an die Partei zu binden. Die Bundesrepublik Deutschland verbot die FDJ daraufhin 1951 in Westdeutschland als verfassungswidrige Organisation.

Freiwillige Mitgliedschaft bei der FDJ?

In der DDR verzeichnete die FDJ dagegen einen großen Zulauf. Die Statistiken waren allerdings gefälscht, um eine größere Zustimmung zu suggerieren. Trotzdem, die Zahlen stiegen tatsächlich an – und zwar nicht zuletzt aus einem Grund: Die Mitgliedschaft war nur auf dem Papier wirklich freiwillig. Wer sich nämlich gegen die Organisation stellte oder schlicht nicht mitmachte, musste mit Nachteilen rechnen. Eine Zulassung zum Studium beispielsweise war fast immer an ein Engagement in der FDJ geknüpft.

Von den Pionieren zur FDJ

Die Mitgliedschaft gehörte damit für die meisten Kinder und Jugendlichen in der DDR zum Schulalltag. Die überwiegende Mehrheit der jüngeren Schulkinder war in der Pionierorganisation »Ernst Thälmann« vertreten, die der FDJ angegliedert war. Die Sechs- bis 14-Jährigen trugen zunächst als Jungpioniere, später als Thälmannpioniere ein blaues bzw. rotes Halstuch über der weißen Pionierbluse. In der 8. Klasse erfolgte dann fast automatisch der Übertritt in die FDJ. Die Schulstunden der höheren Klassen begannen mit dem offiziellen Gruß der FDJ: »Freundschaft«. Nach dem Unterricht ging es zu den FDJ-Nachmittagen.

Attraktives Freizeitangebot der FDJ

Die FDJ bemühte sich dabei, für Jugendliche attraktiv zu sein. So organisierte sie nicht nur Propagandaaktionen und Arbeitseinsätze, um junge Menschen am »sozialistischen Aufbau« zu beteiligen. Die zahlreichen FDJ-Jugendklubs oder das Reisebüro »Jugendtourist« stellten für junge Menschen gleichzeitig beliebte Freizeitangebote dar. Bei den »Weltfestspielen der Jugend und Studenten« 1973 in Ost-Berlin wurde zumindest vordergründig Weltoffenheit demonstriert. Überhaupt war die Kulturpolitik der FDJ von besonderer Bedeutung.


Obwohl das SED-Regime versuchte, die junge Generation nach sozialistischen Idealen zu erziehen, blieb der Reiz westlicher Pop- und Jugendkultur bei jungen Menschen in der DDR über die Jahrzehnte groß. Spätestens in den 1980er-Jahren gab man auf, diese einfach zu verbieten. Vielmehr setzte man darauf, die Jugendlichen über eine Annäherung und Vereinnahmung zurückzugewinnen. Zwischen 1982 und 1987 organisierte die FDJ etwa das Musikfestival »Rock für den Frieden« im Palast der Republik, wo unter anderem westliche Stars auftraten, 1983 z.B. Udo Lindenberg. Die meisten Jugendlichen entfernten sich dennoch immer weiter vom sozialistischen Staat.
 

Foto Amiga-Schallplatte »Rock für den Frieden«

Abb.: Amiga-Schallplatte »Rock für den Frieden« – © DDR Museum

Und heute?

Mit dem Fall der Mauer verlor die FDJ schnell ihre Prägekraft für die Jugendlichen. Von den rund 2,3 Millionen Mitgliedern 1989 blieben nur Wenige übrig. Zunehmend wurde die Organisation zu einem Symbol für den autoritären Charakter der DDR und der Einflussnahme des SED-Regimes auf das private Leben. Obwohl es die FDJ heute in Ostdeutschland nach wie vor gibt, hat sie keine wirkliche Relevanz mehr.
 

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