Das ABC der DDR

5 Objekte aus der DDR mit B – von Badusan bis Boxer

In der Blog-Serie »Das ABC der DDR« stellen wir Alltagsgegenstände aus der DDR vor. In diesem Beitrag zeigen wir fünf Klassiker aus der DDR, die mit dem Buchstaben B beginnen. von Nic Mattick (09.12.2024)

Badusan – Das beliebte Schaumbad aus der DDR

Gebadet wurde in der DDR viel und gerne mit BADUSAN. Das Schaumbad mit dem Duft der Rosskastanie kam 1958 auf den Markt und erfreute sich schnell großer Beliebtheit. Laut Hersteller, der seine Badusan-Produkte übrigens mittlerweile wieder im Handel vertreibt, liegt die Markenbekanntheit im Osten heute noch bei sagenhaften 90 Prozent. Demnach fällt fast jeder Person in Ostdeutschland, die den Begriff Badusan hört, sofort die Melodie des Werbesongs aus den 1960er-Jahren ein, die so einprägsam war, dass viele sie sogar noch richtig singen können. »Baden mit badusan, badusan, badusan«. Das Badusan-Schaumbad gab es neben den herkömmlichen Flaschen auch in tierischen Formen wie bspw. die einer Ente, eines Schweins oder eines Fisches. In unserer Sammlung befinden sich die beiden ersteren Motive.

Schaumbad-Flaschen grüne Ente und rosa Schwein von Badusan

Barkas B 1000 – Ein Kleintransporter aus der DDR

Der Barkas B 1000 war ein in der DDR produzierter Kleintransporter, der in über 40 verschiedenen Varianten gebaut wurde und zum Beispiel als Krankenwagen und Feuerwehrfahrzeug zum Einsatz kam. Aber auch bei der Volkspolizei und der Nationalen Volksarmee wurde der Barkas eingesetzt. Das Fahrzeug mit einer Nutzlast von einer Tonne (daher B 1000) kam 1961 auf den Markt.  Heute ist der Kleintransporter ein begehrtes Sammlerstück.
Unser Barkas B 1000 »Kombi« wurde 1989 in Hainichen bei Karl-Marx-Stadt gefertigt und an die Nationale Volksarmee (NVA) ausgeliefert. Im DDR Museum landete der Oldtimer 2006 über verschiedene Stationen, unter anderem das Polizeipräsidium Eberswalde. Der Barkas, mit dem wir auch  jährlich bei der Oldtimer-Rallye »Sächsische Meister-Classic« mitfahren, ist mit einem wassergekühlten Dreizylinder-Zweitakt-Ottomotor mit 46 PS ausgestattet und circa 100 km/h schnell.  

Insgesamt befinden sich im Bestand des DDR Museum drei B 1000Ausführungen aus dem VEB Barkas-Werke Karl-Marx-Stadt – wobei der hier vorgestellte aktuell der einzige technisch wie optisch teilrestaurierte Wagen ist. Das Kleinlöschfahrzeug KLF-TS 8 der Feuerwehr und ein Pritschenwagen mit Plane und Spriegel ruhen sich in unserer Sammlung von ihren Diensten noch aus.

Weitere Objekte rund um den Kleintransporter Barkas zeigen wir in unserer Objektdatenbank.

bebo sher – Rasierapparate aus der DDR

Unter dem Markennamen »bebo sher« wurden in der DDR Rasierapparate im VEB Bergmann-Borsig hergestellt. »bebo« steht für Bergmann-Borsig, während »sher« die Abkürzung für »schnell - hautschonend - elektrisch - rasiert« ist.
Ursprünglich war die Sigmund Bergmann AG und später der VEB Bergmann-Borsig seit über 100 Jahren auf die Produktion von Turbinen, Generatoren und Kraftwerkskomponenten spezialisiert. Aufgrund des anhaltenden Mangels an wichtigen Alltagsgegenständen und der zunehmenden Unzufriedenheit der Bevölkerung beschloss die Staatsführung der DDR im Jahr 1953, große Produktionsbetriebe mit der Herstellung von Konsumgütern zu beauftragen. Viele Betriebe begannen daraufhin neben ihrer regulären Produktion auch Artikel für den täglichen Bedarf und den Export herzustellen. Bei Bergmann-Borsig wurden ab 1954 Rollschuhe, Schlittschuhe und Schlüsselringe produziert. 1955 kam erstmals ein Trockenrasierer unter dem Namenauf den Markt. 

Im Jahr 1962 wurde das »bebo sher« Elektrorasierer-Modell »Junior« von Jürgen Peters für den VEB Bergmann-Borsig gestaltet und in 25 Jahren rund 4,5 Mio. Mal produziert. Das Rasiergerät aus unserer Sammlung stammt aus dem Jahr 1988 und befindet sich in einem schwarzen Etui. Enthalten ist der Trockenrasierer selbst sowie ein Netzkabel, ein Pinsel und ein Garantieschein. 
 

Trockenrasierer bebo sher Junior mit blauem Etui und gelbem Verpackungskarton

Beirette – Eine Ikone der Fotografie aus der DDR

Beirette-Kameras sind Kleinbildkameras, die in der DDR von der Firma VEB Kamerafabrik Freital produziert und für den Massenmarkt konzipiert wurden. Der Name »Beirette« leitet sich von »Beier«, dem ursprünglichen Firmennamen, und »ette« als Verniedlichung ab, was die Kompaktheit und Handlichkeit der Kamera betonen sollte. Die erste Beirette-Kamera wurde 1958 auf den Markt gebracht und überzeugte durch ihre einfache Bedienung, ihrem robusten Gehäuse sowie dem günstigen Preis. 

1972 kam die Beirette SL 100 mit fest eingebautem Objektiv auf den Markt. Entwickelt wurde die einfache Kunststoffkamera für 35mm ORWO SL-Filmkassetten von Karl Pouva und Hanns Rühle. Mit einem Verkaufspreis von nur ca. 25 Mark der DDR machte die für Anfänger*innen gedachte Kamera den Einstieg in die Fotografie besonders einfach. Die Kamera aus unserer Sammlung stammt aus dem Jahr 1979. 1987 wurde die Beirette farbig aufgepeppt und kam als SL 100N auf den Markt. Die Beirette wurde in großen Stückzahlen produziert und war in der DDR weit verbreitet.

Aber auch außerhalb der DDR waren die Beirette-Kameras bekannt und wurden in mehrere Länder exportiert, was ihren Ruf als zuverlässige und erschwingliche Kameras weiter stärkte. In der Bundesrepublik waren die Beirette-Kameras unter dem Namen Beroquick erhältlich.

Weitere Kameras der Marke Beirette zeigen wir in unserer Objektdatenbank.
 

Beirette SL 100 und zwei farbige Beirette-Kameras SL 100N

Boxer – Eine Jeans-Marke aus der DDR

Seitdem sich die Jeanshose von der Arbeiterhose in den USA zum globalen Modephänomen entwickelt hat, symbolisiert sie Individualität und Freiheit. Zwei Werte, die in der DDR nicht unbedingt gefördert wurden. Während der Staat offiziell versuchte, den Einfluss westlicher Mode zu minimieren, konnten die kulturellen Strömungen nicht vollständig aufgehalten werden. Westliche Jeans, insbesondere der Marken Levi’s und Wrangler, waren heiß begehrt und oft nur über Beziehungen oder über den Schwarzmarkt erhältlich. Angesichts der hohen Nachfrage nach Jeans in der DDR und der Schwierigkeiten, diese Nachfrage zu decken, entschloss sich der Staat, eigene Marken zu entwickeln: die Boxer-Jeans war eine davon. Diese Entscheidung fiel in den 1970er-Jahren, als die Jeans endgültig ihren Siegeszug in der Mode gefeiert hatte. Trotz der Bemühungen, den westlichen Stil und Schnitt zu imitieren, wiesen die Boxer-Jeans einige Merkmale auf, die sie von ihren westlichen Pendants unterschieden. Auch die Verfügbarkeit war begrenzt: Boxer-Jeans waren nicht immer leicht zu bekommen. Hergestellt wurden Boxer-Jeans zum Beispiel vom VEB Bekleidungswerk Güstrow. In unserer Ausstellung hängt eine Boxer-Hose – und zum Vergleich direkt daneben eine Levis-Jeans. 

In einer Folge der Reihe »Frag Dr. Wolle« spricht der wissenschaftliche Leiter des DDR Museum über Jeans in der DDR.

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