Der 16. Dezember 2022 wird dem DDR Museum noch lange im Gedächtnis bleiben. Nach dem Unglück des geborstenen Aquariums »AquaDom« des Radisson Collection Hotels mussten Teile des Museums instand gesetzt und restauriert werden. Die damit verbundene vorübergehende Schließung des DDR Museum hat jedoch auch die Chance eröffnet, Teile der Ausstellung inhaltlich sowie gestalterisch neu zu konzipieren. Am 1. April 2023 fand die lang ersehnte Wiedereröffnung statt. Einen Überblick der neuen Inszenierungen und interaktiven Elemente zeigen wir in diesem Blogbeitrag.
Das Sammeln von Kulturgut ist eine zentrale Aufgabe des DDR Museum. Der umfangreiche Bestand von über 300.000 unterschiedlichen Objekten kann jedoch unmöglich ausgestellt werden. Um unseren Besucher*innen einen Einblick in die Tiefen des Depots zu geben, stellt das Sammlungsteam in einer Vitrine regelmäßig neue Exponate vor. Die Ausstellungsvitrine befindet sich gleich am Eingang vor der Kasse und stimmt die Besucher*innen bereits während des Wartens auf den Museumsbesuch ein.
Den Auftakt der Dauerausstellung macht ein Resümee der Geschichte der DDR. Hier erhalten die Besucher*innen einen kurzen Überblick über die Gründung der DDR als Produkt der bedingungslosen Kapitulation und der daraus resultierenden Besetzung durch die Siegermächte bis zur Wiedervereinigung Deutschlands.
Mit diesem Grundlagenwissen werden die Besucher*innen an das neue Mauerdiorama geführt, welches das akribisch bewachte Grenzgebiet (in der DDR auch als »antifaschistischer Schutzwall« bezeichnet) zeigt, das die beiden Staaten voneinander trennte und als die einschneidendste Konsequenz der Teilung Deutschlands gilt – sowohl für die DDR als auch für die Bundesrepublik. Der verbreiteten Auffassung, dass die Mauer aus einer einfachen Mauer bestand, wird hier durch die aufbereiteten Miniaturen der verschiedenen Sperranlagen und Grenzbereiche figurativ entgegengetreten. Ein Highlight des neuen Ausstellungsteils zeigt sich hinter dem Mauerdiorama – ein originales 6 Meter langes Stück der Berliner Mauer. Genaue Beobachter*innen werden feststellen, dass es keine 3,60 Meter in der Höhe sind. Das Bauwerk musste aufgrund der räumlichen Gegebenheiten auf 2,70 Meter gekürzt werden.
Auf der rechten Wand hinter dem Eingang in die Dauerausstellung erstreckt sich die Karte des okkupierten Berlins und Deutschlands, samt vier Exponaten, die die jeweilige Siegermacht repräsentieren. Der Begleittext gibt Aufschluss über die Gründe, die zur schlussendlichen Teilung der besiegten Nation führten.
Anschließend wird die deutsche Teilung hinsichtlich des Umgangs und der Folgen für die Bevölkerung der DDR behandelt. Dabei werden u.a. politische Maßnahmen wie die »Aktion Ungeziefer« erklärt, die die Grenze Schritt für Schritt unüberwindbarer machten, ohne dabei die Erfahrungen der Betroffenen außer Acht zu lassen. Die aufklappbaren Fächer bringen verschiedene Installationen und Exponate zum Vorschein, wie zum Beispiel eine typische Passkontrolle, Grenzübergangsstellen sowie einen beispielhaften Fluchtkoffer.
Auf dem zentralen DDR-Kompakt-Modul bekommen die Besucher*innen des Museums Antworten auf die typischen W-Fragen (Wann?, Wo?, Was?, Warum?, Wie?, Wer?, Wieviel?). Das Modul ordnet die DDR historisch, geographisch und ideologisch ein und bildet eine gute Grundlage für die nachfolgenden Elemente der Ausstellung.
Ein ästhetisches Glanzstück des DDR Museum bildet die Plakatwand. Hier werden verschiedene Propagandaplakate, die sich in den ausziehbaren Schubladen verbergen, hinsichtlich ihres sozialistischen Leitbildes analysiert. Von der Illustration einer Busfahrt von Kindern bis hin zur Bewerbung von Kampfgruppen der Arbeiterklasse lassen sich diese Plakate in diesem Zusammenhang untersuchen.
Motorroller-Begeisterte können sich nun auch über den SR 59 »Berlin«, dem Nachfolger des SR 56 »Wiesel«, erfreuen. Aufgrund der nicht ausreichenden PKW-Produktion, die zu langen Wartezeiten führte, waren Mopeds, Motorräder und Motorroller ein beliebtes alternatives Fortbewegungsmittel in der DDR.
Die SED spielte als Einheitspartei eine essentielle Rolle in der DDR. Deshalb haben wir diesem Thema einen neuen Bereich gewidmet und informieren hier über die Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED sowie über die Rolle der Partei in der DDR.
Gleich nebenan werden die Besucher*innen eingeladen, staatliche Organisationen der DDR zu entdecken. Drehbare Elemente sind hier mit den jeweiligen Logos versehen. Hinter jedem der Logos verbergen sich faktische Details zu den einzelnen Gruppierungen wie bspw. der FDJ, der FDGB und der Nationalen Front.
Die ausführliche Chronik, die globale Ereignisse und die der DDR vergleichend geopolitisch positioniert, arbeitet zudem mit Fotos der wichtigsten Meilensteine der Republik sowie des Weltgeschehens und veranschaulicht dadurch die Gleichzeitigkeit der Realitäten und ihrer Geschehen.
Das Glossar, welches in Büchern oft am Ende zu finden ist, gibt es in der Dauerausstellung des DDR Museum schon zu Beginn, um so einen Überblick und eine Definition über DDR-spezifische Begriffe zu geben und so das Verständnis der Ausstellung zu fördern.
Die neue Sonderausstellungsvitrine im Herzen der Dauerausstellung des DDR Museum zeigt in regelmäßigen Abständen wechselnde Sonderausstellungen. Neben vieler spannender Objekte aus der umfangreichen Sammlung, finden auch Leihgaben den Weg in die Dauerausstellung, um so den Besucher*innen eine möglichst umfangreiche Vermittlung historischer Zusammenhänge zu gewährleisten. Die derzeit präsentierten Exponate zeigen – zusammen mit unserer neuesten Veröffentlichung »DDR-Alltag in 200 Objekten« – einen Querschnitt aus dem Museumsdepot, mit zahlreichen Geschichten zu den dargestellten Alltagsgegenständen.
Im Gruppen-Eintrittsbereich neben der Kasse sticht ein unübersehbares Fassadenstück spitz aus der Wand hervor. Dieses Originalteil der Fassade des Centrum Warenhaus am Berliner Alexanderplatz gehörte einmal zu dem Gebäude, in dem heute Galeria Kaufhof ansässig ist. Die ikonische Waben-Fassade wurde allerdings 2004/2005 durch eine Sandsteinfassade ersetzt.
Und zu guter Letzt haben wir im Zuge der Komplettsanierung einen Fahrstuhl für Menschen mit einer Beeinträchtigung der Bewegungsfähigkeit installiert. Das DDR Museum ist nun uneingeschränkt barrierefrei erlebbar.