Aus der Sammlung

10 DDR-Objekte aus Dresden

Dresden war eines der wirtschaftlichen und kulturellen Zentren der DDR. In der Sammlung des DDR Museum befinden sich zahlreiche Objekte, die die geschichtliche Entwicklung Dresdens widerspiegeln. Zehn davon stellen wir hier vor. von Frank Meißner (08.09.2020)

Dresden war eines der wirtschaftlichen und kulturellen Zentren der DDR. Da die Stadt im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde, wurde sich in den 1950er- und 1960er-Jahre vor allem ihrem Wiederaufbau gewidmet. Der für Dresden wichtige Tourismus brauchte lange, um sich zu erholen, ebenso die Industrie und Kultur. Barocke Großbauten wurden saniert, ruinöse Gebäude abgerissen und durch moderne Bauten ersetzt. Der Umgang mit dem reichhaltigen kulturellen Erbe der vergangenen, vorsozialistischen Epochen Dresdens war dabei häufig von einer ideologischen Dimension beeinflusst.

In der Sammlung des DDR Museum befinden sich zahlreiche Objekte aus Dresden, die sowohl die Entwicklung der Stadt widerspiegeln als auch ihre DDR-Geschichte erzählen. Im Folgenden werden zehn dieser Artefakte vorgestellt.

 

1. Stift »Fernsehturm Dresden«

Der Grundstein für den Dresdner Fernsehturm wurde im Sommer 1964 gelegt. Die Eröffnung erfolgte zum 20. Jahrestag der DDR am 7. Oktober 1969. An den Elbhängen des Dresdner Stadtteils Wachwitz gelegen ist er mit einer Höhe von 167,15 m von Weitem sichtbar und entwickelte sich schnell zu einem Wahrzeichen des Dresdner Elbtales. 

Neben einem Gästebereich mit Restaurant und Aussichtsplattform war sein Zweck vor allem technischer Natur: Im Ballungsraum Dresden wurde die terrestrische Ausstrahlung von Rundfunk und Fernsehen durch die geografische Lage im Elbtalkessel erschwert. Der Turm löste dieses Problem. Die oft gebrauchte spöttische Bezeichnung der Gegend als  »Tal der Ahnungslosen« rührte dagegen daher, dass man in der Tallage so weit im Osten Sachsens kein Westfernsehen empfangen konnte. 

Dieser Stift in Form eines Modell des Dresdner Fernsehturms konnte als Souvenir in touristischen Geschäften in Dresden gekauft werden.

Stift «Fernsehturm Dresden«

2. Fernsehgerät »COMBI-VISION 3101«

Dresden war der Sitz eines der wichtigsten Kombinate der DDR, dem VEB Kombinat Robotron, das 1969 aus der VVB Datenverarbeitungs- und Büromaschinen hervorging. Unter diesem futuristischen Namen war die Herstellung von Erzeugnissen der Elektronik sowie der Rechentechnik Hauptaufgabe des Kombinats, das 1990 durch die Treuhandanstalt aufgelöst wurde. Neben Großrechnern und Kleincomputern stellte es auch die Schreibmaschinen der Marke »Erika« und das Fernsehgerät »Combi-Vision 310« her: den ersten tragbaren Kofferfernseher aus DDR-Produktion von 1975. 

Der auf diesem Vorgänger basierende »Combi-Vision 3101« wurde auf der Leipziger Herbstmesse 1976 vorgestellt. Das Modell hatte einen Senderspeicher mit sechs Programmplätzen und war in den Farben Weiß, Rot und Gelb erhältlich. Von ihm wurden 153.590 Stück im VEB Robotron Elektronik Radeberg bei Dresden hergestellt.

rotes DDR-Fernsehgerät »COMBI-VISION 3101«

3. Speisekarte »tanz-cafe«

Die HO-Gaststätte »Am Zwinger« wurde von 1965 bis 1967 gegenüber dem namensgebenden barocken Gebäudekomplex des »Dresdner Zwingers« im Stadtzentrum errichtet. An gleicher Stelle wurde zuvor die im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Sophienkirche abgerissen. Das im Volksmund als »Fresswürfel« bezeichnete Gebäude war mit 1.416 Plätzen eine der größten gastronomischen Einrichtungen der DDR. Sie beherbergte eine Grillbar, den Radeberger Bierkeller, das Café »espresso« mit Außenterrasse, ein Selbstbedienungsrestaurant sowie das Tanzcafé im Obergeschoss. Das Gebäude wurde 1998 erst teilweise und 2007 schließlich endgültig abgerissen.

Diese Karte des Tanzcafés aus dem Jahr 1969 listet Getränke und Speisen zu gehobenen Preisen auf.

Speise- und Getränkekarte »tanz-cafe« HO Gaststätte am Zwinger

4.  Brotaufstrich »Nudossi« 

Eines der bekanntesten Produkte aus Dresden ist die Haselnussstreichcreme »Nudossi«. Sie wurde ab 1970 von der privaten Vadossi KG Schokoladen- und Zuckerwarenfabrik in Radebeul hergestellt, die jedoch bereits 1972 im Rahmen von Enteignungen dem VEB Dresdner Süßwarenfabriken Elbflorenz angegliedert wurde. »Nudossi« wurde in den Geschäften der Ladenkette »delikat« vertrieben. Seit 1999 wird der Aufstrich wieder hergestellt, nachdem die Produktion im Zuge der Wende eingestellt wurde.

Diese leere Dose mit Deckel aus rotem Kunststoff stammt aus dem Jahr 1978.

Nudossi leere DDR-Verpackung

5. Mini-Buch »Dresdner Oper«

Die Dresdner Semperoper entstand zwischen 1838 und 1841 als das Opernhaus der Hof- und Staatsoper Sachsens. 1977 wurde mit dem Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg beschädigten und zum Teil ausgebrannten Gebäudes nach jahrelangem Leerstand und Sicherungsarbeiten begonnen. Dabei hielt man sich, abgesehen von einigen Modernisierungen im Inneren, an die ursprünglichen Entwürfe von Gottfried Semper. Eingeweiht wurde der Neubau am 13. Februar 1985 mit einem großen Festakt auf dem Vorplatz mit internationalen Gästen und einer Aufführung des »Freischütz« von Carl Maria von Weber. Damit betrieb die DDR auch Symbolpolitik: Erich Honecker betonte in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung der wiederaufgebauten Oper als Friedensprojekt. Dieses Mini-Buch aus dem Jahr 1985 mit dem Titel »Dresdner Oper« zeigt Farbfotografien des neuen Opernhauses.

Mini-Buch »Dresdner Oper«

6. Figur »Kundi«

Eines der bekanntesten Museen Dresdens ist das 1912 gegründete Deutsche Hygiene-Museum. In der DDR bestand die Hauptaufgabe des Museums in der gesundheitlichen Aufklärung und Erziehung. Die Comicfigur »Kundi« diente als Maskottchen zur Gesundheitsaufklärung für Kinder. Sie wurde in den 1950er-Jahren vom Zeichner und Autor Richard Hambach entworfen. In Trickfilmen der DEFA, in Zeitschriften, bebilderten Broschüren und Werbeartikeln vermittelte die Figur kindergerecht die Grundlagen von Gesundheit und Hygiene. Sein Zauberfernrohr half ihm dabei zu überprüfen, ob hygienische Regeln eingehalten werden. Aufgrund der möglichen negativen Assoziation einer solchen »Überwachung« mit den Praktiken der Staatssicherheit trennte sich das Hygiene-Museum nach der Wende von »Kundi«.

Maskottchen »Kundi« des Hygienemuseums in Dresden

7.  Broschüre »HO-Gaststätten und Hotels Dresden«

Dresden war schon zu DDR-Zeiten ein beliebtes touristisches Ziel. Auch wenn der Staat kritisch auf die monarchistischen Epochen blickte, kam man beim touristischen Bewerben der Stadt nicht an den Dresdner Kulturschätzen vorbei. Zentraler Anziehungspunkt war dabei vor allem das barocke Erbe der Stadt mit seinen Großbauten aus den Regentschaften des Kurfürsten und späteren König Polens August dem Starken und seines Sohnes Friedrich August II. Häufig abgebildet wurde das Areal um die Brühlsche Terrasse mit der markanten Silhouette bestehend aus der Kunstakademie, dem Ständehaus und der Hofkirche. 

Sie findet sich ebenfalls auf dieser Broschüre, die über Hotels und Gaststätten in Dresden informiert. Die letzte Seite des Faltblatts enthält einen Stadtplan mit eingezeichneten Standorten der Einrichtungen.

Broschüre »HO Gaststätten und Hotels Dresden«

8. Postkarten »Dresden« 

Dresden zeigte sich nicht nur als »Elbflorenz«, sondern auch als moderne Stadt, die nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg in der sozialistischen Republik wieder neu aufgebaut wurde. So wurden die barocken Überreste der Altstadt von Plattenbaukomplexen gesäumt, wie beispielsweise die Fußgängerzone der Prager Straße mit Hotels und Geschäften. Diese Postkarte zeigt das etwas andere Elbpanorama nahe der Carolabrücke. Hinter einem Ausflugsdampfer der Weißen Flotte sind die Plattenbauten am Rathenauplatz mit bunten Leuchtreklametafeln zu sehen. Rechts im Hintergrund sieht man das Hochhaus am Pirnaischen Platz mit seinem programmatischen Schriftzug »Der Sozialismus siegt« in rotem Neonlicht.

Postkarte Dresden bei Nacht, Elbe und Schiff im Vordergrund, Gebäude im Hintergrund

9. Bierdeckel »Dynamo Dresden«

Die größeren Fußballclubs der Bezirkshauptstädte der DDR spielten häufig auch in der DDR-Oberliga. Einer der erfolgreichsten Vereine war die 1953 gegründete SG Dynamo Dresden. Dabei handelte es sich nicht um einen herkömmlichen Verein, denn er war Teil der Sportvereinigung Dynamo – der Sportorganisation der inneren Sicherheitsorgane der DDR für die Mitglieder des Ministeriums für Staatssicherheit, der Volkspolizei und der Zollverwaltung unter dem Vorsitz von Erich Mielke. Dem Fußballclub kam damit eine besondere, repräsentative Stellung zu: In ihm wurden gezielt Leistungssport gefördert und Fußballtalente versammelt.

Dieser Bierdeckel zeigt das Logo von Dynamo Dresden.

Bierdeckel Dynamo Dresden

10. Mosaik »Abrafaxe« 1978/2

Die Mosaik-Hefte waren die beliebteste Comic-Zeitschrift der DDR. Seit 1955 erschienen die Ausgaben monatlich im Verlag Neues Leben, ab 1960 im Verlag Junge Welt in Berlin. 

In der Comic-Reihe wurden längere Geschichten erzählt, die an verschiedenen Orten sowie Epochen der Weltgeschichte spielen und sich teilweise über 20 Ausgaben zogen. Verbunden waren sie stets durch die Protagonisten, die immer neue Abenteuer erlebten. 

Die vom Grafiker Hannes Hegen erfundenen »Digedags« waren bis 1975 die Hauptfiguren, ab 1976 waren es die »Abrafaxe« aus der Feder von Lothar Dräger und Lona Rietschel. Mit diesem Wechsel wanderte auch der Druckort von Leipzig nach Dresden, wo die Hefte ab 1976 im Kombinat Grafischer Großbetrieb »Völkerfreundschaft« mit Sitz im Stadtteil Pieschen gedruckt wurden.

Mosaik erscheint bis heute, ist der älteste deutsche Comic mit der gleichzeitig höchsten Auflage und hält sogar den Guinness-Rekordtitel »Längster Fortsetzungscomic der Welt«.

Mosaik Comic Abrafaxe 1978

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