Wenn es in der DDR eine Überversorgung gab, dann war das die mit Ehrentagen für Berufsgruppen, beginnend im Februar mit dem Tag der Werktätigen des Post- und Fernmeldewesens und dem Tag der Mitarbeiter des Handels, am 1. März dem Tag der Nationalen Volksarmee, im April dem Tag des Metallarbeiters, im Juni ging es ganz üppig zu mit dem Tag des Lehrers, des Eisenbahners und der Werktätigen des Verkehrswesens, der Werktätigen der Wasserwirtschaft, der Genossenschaftsbauern und Arbeiter der sozialistischen Land- und Forstwirtschaft sowie des Bauarbeiters. Bevor dann im August Pause war, wohl weil sich da niemand befeiern lassen wollte, sondern die Werktätigen lieber werkuntätig in Strandkörben an der Ostsee herumlümmelten oder den Wanderstock schwingend sich auf dem Thüringer Rennsteig ergingen, gab es im Juli noch einen kleinen Nachschlag: am ersten Sonntag den „Tag des Bergmanns und des Energiearbeiters“ und gleich am 1. Juli den „Tag der Deutschen Volkspolizei“.
Während ersterer in den Revier-Städten und -Gemeinden meist mit traditionellen Umzügen und Volksfesten begangen wurde, blieben die „VoPos“ in den Polizeirevieren an ihrem Ehrentag eher unter sich. So wie sie auch sonst, einmal nur äußerlich betrachtet, nicht allzu viel von sich hermachten. Ausgenommen vielleicht die Verkehrspolizei, die „Weißen Mäuse“. Die schwärmten des Öfteren mal, so obligatorisch wie auch recht gern, in Schulen und Pionierhäuser aus, um als Verkehrserzieherinnen und -erzieher zu wirken. Dann aufs Feinste geschniegelt und gebügelt.
Und manchmal brachten sie sogar kleine nette Souvenirs und Werbeartikelchen zur Belohnung für richtige Antworten auf ihre Fragen zur Verkehrssicherheit mit. Die hier vorgestellten figürlichen, liebevoll gestalteten Beispiele stammen aus den späten 1960er Jahren, waren aber damals schon eher rar und als besondere Belohnungen gedacht. Nach 1972 fielen auch sie unter das aus Sparsamkeitsgründen erlassene Binnen-Werbeverbot in der DDR. Welches dümmer war als die Polizei erlaubt und das DDR-Volk erst recht für West-Werbung empfänglich machte.
Günter Höhne ist DDR-Zeitzeuge und Autor mehrerer DDR-Design Bücher wie „Penti, Erika und Bebo Sher“, „Wohnungen für alle: Vom Leben im Plattenbau“ und „Das große Lexikon: DDR-Design“. Seine zuletzt im Komet Verlag erschienen und kurzzeitig vergriffenen beiden Bände mit dem Titel DDR Design (Untertitel: Kultur im Heim bzw. Arbeit, Freizeit, Ferien) sind jüngst im Originalformat bei Bild und Heimat, Berlin neu aufgelegt worden. Einige seiner Bücher sind auch vor Ort im Museumsshop des DDR Museum erhältlich.
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