DDR-Design

Coole Tischventilatoren

Fachjournalist und Experte des ostdeutschen Produktdesigns Günter Höhne schreibt für den Museumsblog des DDR Museum. Diesmal stellt er die formgestalterische Entwicklung von Tischventilatoren vor. (19.09.2019)
Ventilator IKA electric, 1950er Jahre

Abb.: Ventilator IKA electric, 1950er Jahre, Photo ©Günter Höhne

 

Als die elektrische Luftschraube auf Stromlinie gebracht wurde

Ventilatoren – sie waren auch in diesem wieder nicht enden wollenden Hochsommer „die Bringer“: von frischer Brise in Stube und Büro und von Umsatz-Hochs bei Herstellern und Händlern. Dereinst in der DDR waren sie aber noch etwas: allzu oft Mangelware. Wie leider überhaupt mal öfter frischer Wind in Produktion und Handel. Aber auch an den „Miefquirlen“ lässt sich erkennen, wenn dann doch hin und wieder einmal ein Lüftchen der Moderne durch die Produktkultur des Landes wehte. So in den 1960ern, als das „Chemieprogramm“ in der Volkswirtschaft auf Touren kam und somit „Plaste und Elaste“ nicht nur aus Schkopau den Alltag zunehmend bereicherten und verschönerten. Ähnelten bis dahin Tischventilatoren meist noch sehr ihren Altvorderen von Anno Dunnemals, so wie der hier zu sehende Veteran des „ Warenzeichenverbandes IKA electrica“ aus den 1950er Jahren, wälzten nun allmählich aufsehenerregendere Nachfolger das Sortiment und die Zimmerluft um. Zunächst in selbstbewusst fröhlichen Bakelit-Maserungen, dann in völlig neuen Erscheinungsformen. Für die sorgten nun nicht mehr nur Werksingenieure, sondern ausgebildete Industriedesigner.

 

Bakelit-Ventilator des VEB WTB Dresden, 1961/62

Abb.: Bakelit-Ventilator des VEB WTB Dresden, 1961/62, Photo ©Günter Höhne

Frischer Wind auch für Zugführer dank Tischventilatoren

Einer von ihnen war der an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle – Burg Giebichenstein lehrende Gefäße-Entwerfer Hans Merz. Er schuf den vom VEB Elektrowärme Altenburg in Auftrag gegebenen Ventilator „Omega Typ 7020“, der als Massenprodukt jahrelang in Varianten mit feinen Unterscheidungen hergestellt wurde. Einsatz fand er nicht nur als Tischgerät, sondern, wie unser Beispiel (siehe unten) zeigt, auch im Führerhaus des seinerzeit modernsten Schnellverkehrszuges der DDR, des Görlitzer „SVT“, der seine Jungfernfahrt 1964 antrat.

 

Tischventilator Omega 7020, Design: Hans Merz

Abb.: Tischventilator Omega 7020, Design: Hans Merz, Photo ©Günter Höhne

Tischventilator im Führerstand des Schnellverkehrstriebwagen (SVT)

Abb.: „Zugluftspender“ für den Führerstand des SVT, Photo ©Günter Höhne

chnellverkehrstriebwagen (SVT) der Reichsbahn mit Tischventilator im Führerhaus

Abb.: Schnellverkehrstriebwagen (SVT) der Reichsbahn, Photo ©Günter Höhne

 

Über Günter Höhne:

Günter Höhne ist DDR-Zeitzeuge und Autor mehrerer DDR-Design Bücher wie „Penti, Erika und Bebo Sher“, „Wohnungen für alle: Vom Leben im Plattenbau“ und „Das große Lexikon: DDR-Design“. Seine zuletzt im Komet Verlag erschienen und kurzzeitig vergriffenen beiden Bände mit dem Titel DDR Design (Untertitel: Kultur im Heim bzw. Arbeit, Freizeit, Ferien) sind jüngst im Originalformat bei Bild und Heimat, Berlin neu aufgelegt worden. Einige seiner Bücher sind auch vor Ort im Museumsshop des DDR Museum erhältlich.

 

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