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Wie erinnert sich die Welt an die DDR?

Ein DDR-Strand auf Kuba? Ein „Ossi-Klub“ in Namibia? Thüringer Bratwürste in Hanoi? Was auf den ersten Eindruck etwas absurd klingen mag, ist allerdings Realität. Traditionen aus und Erinnerungen an die DDR leben nicht nur hierzulande, sondern weltweit weiter. Die Autoren Thomas Kunze und Thomas Vogel haben in ihrem Sammelband „Ostalgie international. Erinnerungen an die DDR von Nicaragua bis Vietnam“ eine Vielzahl von Artikeln herausgegeben, die zeigen, wie viel sich von der DDR noch in das 21. Jahrhundert gerettet hat.
von Vanessa Jasmin Lemke (01.02.2018)

Doch in welcher Form existieren kulturelle und wirtschaftliche Einflüsse der DDR in unterschiedlichen Ländern der Welt weiter? Wie wurden Menschen oder Institutionen durch diese geprägt und wie erinnert man sich heutzutage an die DDR? Politiker, Künstler, Journalisten, Historiker und Diplomaten geben in insgesamt 29 Beiträgen tiefe Einblicke in das „Nachleben“ eines Staates, der vor fast 30 Jahren untergegangen ist. 

Woran wird erinnert?

Das Buch möchte keine wissenschaftliche Literatur sein, es beinhaltet keine Studien oder ausführliche Abhandlungen, dafür aber umso mehr interessante Details: So ist auf dem Etikett des nicaraguanischen Nationalgetränks Flor de Caña bis heute das Staatswappen der DDR zu finden, weil dieser Rum einst in Leipzig Messegold, einer Auszeichnung der Leipziger Messe für dort ausgestellte Spitzenprodukte, erhielt. In kubanischen Radios werden nach wie vor so oft Hits von City, Electra, Frank Schöbel und vielen anderen DDR-Künstlern gespielt, wie in keinem anderen Land außerhalb Deutschlands, so der Autor Manuel Torres Gemeil. Auch die engen Beziehungen der DDR zu Vietnam sorgten dafür, dass bis heute dort Deutsch an Hochschulen und Universitäten gelehrt wird.

Solche und viele weitere Geschichten zeugen von den Verbindungen, die die DDR ins Ausland pflegte, wobei die Probleme des real existierenden Sozialismus auf deutschem Boden kaum eine Rolle spielen. Vielmehr werden Geschichten erzählt, die von einer tiefen Verbundenheit nicht nur zur DDR, sondern auch der Bundesrepublik nach 1990 zeugen. 

Empfehlung

Das Buch eignet sich für diejenigen, die sich für die wirtschaftlichen, politischen und menschlichen Beziehungen zwischen der DDR und dem Ausland interessieren. Die vielfältigen Beispiele geben einen breiten, aber leicht zugänglichen Einblick und überraschen den Leser. Der Stil variiert je nach Beitrag: Von autobiografischen Einblicken über Interviews bis hin zu kurzen Länderportraits ist für jeden etwas dabei!

"Ostalgie international" ist im Ch. Links Verlag als Print- und E-Book-Version für €16,99 erhältlich. 

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