Veranstaltung

Spiele im Osten

Mitte der 1980er Jahre gab es einen regelrechten Spieleboom: Nicht nur Brett- und Kartenspiele wurden immer populärer, sondern auch die damals noch neuen digitalen Spiele erfreuten sich dank der Verbreitung von häuslichen Computern und Spielekonsolen immer größerer Beliebtheit. von Vanessa Jasmin Lemke (08.02.2018)

Mitte der 1980er Jahre gab es einen regelrechten Spieleboom: Nicht nur Brett- und Kartenspiele wurden immer populärer, sondern auch die damals noch neuen digitalen Spiele erfreuten sich dank der Verbreitung von häuslichen Computern und Spielekonsolen immer größerer Beliebtheit. In der DDR war die Nachfrage kaum zu decken. Das beflügelte Spielefreunde schnell dazu, selbst kreativ zu werden, westliche Spiele zu kopieren und sogar selbst welche zu erfinden.

Der Medienwissenschaftler und Experte für analoge Spiele, Dr. Martin Thiele-Schwez, und der Journalist Denis Gießler, seinerseits Fachmann für digitale Spiele, gingen im DDR Museum der Frage nach, wie sich kreative Bastler und Erfinder hinter der Mauer eine spannende und vielfältige Spielelandschaft erschufen.

Personalisierte Kopien

Dafür beschäftigte sich Thiele-Schwez mit weit über 100 Spielen. Neben dem Brettspiel „Malefiz“ oder „Heimlich und Co.“ war „Monopoly“, ein Spiel, in dem sich alles um privates Kaufen, Verkaufen, finanziellen Gewinn und Verlust dreht und das damit einen Gegenentwurf zur DDR-Immobilienwirtschaft darstellt, besonders beliebt. Anstatt das Spiel aber 1:1 zu übernehmen, lehnten Bastler die eigene Version an ihren Alltag an, benannten Straßen nach denen in ihrer Umgebung. Diese und viele weitere Forschungsarbeiten erschienen bereits 2013 im Buch „Nachgemacht – Spielekopien aus der DDR“, das in Zusammenarbeit mit Michael Geithner entstand. Zusammen betreiben sie die Spiele-Plattform Playing History und entwickeln analoge, digitale oder performative Spielideen, so auch das beliebte Kartenspiel „Wendepunkte“.

Digitale Spiele

Die digitalen „Bastler“ wurden mit der zweiten Welle der privaten Computer wie dem Robotron KC 85/2 aktiv und ließen sich vor allem von westlichen Spieleautomaten inspirieren, so Gießler. Zuvor waren ausgediente Pac Man- oder Donkey Kong-Automaten in die DDR importiert worden. Wegen ihrer Beliebtheit gründeten sich Ende der 1980er Jahre Computerclubs, in denen sich Programmierer austauschten und zusammen alte Spiele neu erfanden.

Kleincomputer "KC 85/3"

in der Objektdatenbank

Im Anschluss an die Vorträge und die lebhafte Diskussion mit dem Publikum konnten einige Originale aus der Sammlung von Thiele-Schwez und Geithner bewundert werden. Darunter war auch eine handbemalte Kühlschrank-Abdeckung mit dem Monopoly-Spiel.

Im Vorfeld der Veranstaltung berichtete auch der Berliner Kurier über dieses spannende Kapitel der Alltagsgeschichte der DDR.

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