DDR Museum

Rückblick auf mein Praktikum im DDR Museum

Ich bin Julia van Duijvenvoorde und habe die letzten drei Monate als Praktikantin in der wissenschaftlichen Abteilung des DDR Museum verbracht. von Praktikant (22.06.2017)

Ich bin Julia van Duijvenvoorde und habe die letzten drei Monate als Praktikantin in der wissenschaftlichen Abteilung des DDR Museum verbracht.

Ich bin mit der englischen und französischen Kultur aufgewachsen und war somit von klein auf international ausgerichtet. Meine Liebe zur deutschen Sprache und Kultur hat sich erst in der deutsch-französischen Schule entwickelt, in der ich 2014 ein internationales Abitur absolviert habe. Schulreisen nach Berlin und Freiburg hatten einen großen Eindruck auf mich hinterlassen: ich war und bin immer noch an allem begeistert, was mit Deutschland zu tun hat! Nach meinem Abitur habe ich mich für einen Doppelstudiengang in Germanistik und Internationalen Beziehungen an der Universität Exeter in England entschieden. Als fester Bestandteil meines Studiums durfte ich ein ganzes Jahr in einem deutschsprachigen Land verbringen. Deshalb habe ich mich für ein Praktikum im DDR Museum beworben.

Warum das DDR Museum? Ich wollte ein Praktikum in Berlin bei einer deutschen Institution machen, die mit Politikwissenschaft oder Geschichte zu tun hat. Da mein Studium auch Werte wie den Schutz kulturellen Erbes in der internationalen Kommunikation und Kooperation betont, entsprach das DDR Museum voll und ganz meinen Wünschen.

Das DDR Museum hat alle meine Erwartungen erfüllt und sogar übertroffen. Ich habe hauptsächlich Dr. Stefan Wolle, Sören Marotz und Elke Sieber unterstützt und war von der Vielfalt meiner Aufgaben freudig überrascht. Jeder Tag war anders: von Übersetzungen, der Bearbeitung unseres Blogs, praktischen Aufgaben bis zur wissenschaftlichen Unterstützung konnte ich meine Fähigkeiten einbringen. Die Liste wäre zu lang, wenn ich alle Tätigkeiten aufschreiben würde. Zu den Highlights meines Praktikums gehörten ein Interview mit einem pensionierten Diabetologen, dessen Buch ich rezensiert hatte, die Mithilfe bei der Einrichtung der Exponate der Sonderausstellung »Unsre Heimat« und die Teilnahme an Tagungen zur Barrierefreiheit im Museum oder zum Palast der Republik.

Da ich keine deutsche Muttersprachlerin bin, fiel es mir am Anfang schwer den ganzen Tag Deutsch zu sprechen. Aber auch dafür war ich nach Berlin gekommen, um meine Sprachfähigkeiten zu verbessern. Dank der Geduld meiner Kollegen habe ich auch viele Fortschritte gemacht. Dennoch ist es schwieriger, sich mit anderen zu unterhalten, wenn man eine andere Sprache spricht. Zum Beispiel versteht man Witze nicht immer und hat manchmal auch Schwierigkeiten seinen eigenen Humor zu zeigen. Ich hätte wohl viel länger als 9 Monate in Deutschland bleiben müssen, um den deutschen Humor völlig zu verstehen!

Ich wurde 1996 in einer nichtdeutschen Familie geboren und hatte die DDR deswegen nur durch Bücher, Vorlesungen und Filme kennengelernt. Es war unglaublich spannend für mich, auf so viele Zeitzeugen zu treffen und alle ihre Geschichte zu hören. Die DDR war ein sehr wichtiger Teil des Lebens vieler Leute und jeder hat eine unterschiedliche Beziehung zu diesem vergangenen Staat. Dank all dieser Begegnungen bin ich zu dem wichtigen Schluss gekommen: es gibt keine „objektive“ Wahrheit. Deswegen sollten alle Stimmen gehört werden - unabhängig von Herkunft und Alter. Die kritische Betrachtung der DDR als Staat und die gleichzeitige Wertschätzung individueller Biografien ist nicht nur die Herausforderung sondern auch die Stärke des DDR Museum.

Ich möchte all meinen Kollegen für ihre Geduld und Güte herzlich danken: ohne euch hätte ich solche tollen Erfahrungen nie gemacht. Ich freue mich immer, wenn ich die Gelegenheit habe, Objekte anderer Epochen zu sehen und etwas über sie zu erfahren. Ohne Einrichtungen wie das DDR Museum wären diese Schätze nicht geschützt und die Bevölkerung könnte davon nicht profitieren. Ich bin sehr glücklich, dass ich zur Bewahrung deutschen Kulturgutes ein bisschen beitragen konnte. Mein Praktikum beim DDR Museum hat meinen Wunsch bestärkt, nach meinem Studium im Museumsbereich arbeiten zu wollen. Ich liebe die Zeitlosigkeit von Museen: sie bewahren die Vergangenheit für die Zukunft. 

 

Text: Julia van Duijvenvoorde

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