Veranstaltung

Generation '89 – Erwachsenwerden im Wendejahr

Über 60 Interessierte unterschiedlicher Altersgruppen folgten der Einladung zu unserer letzten Veranstaltung im Besucherzentrum. von Melanie Alperstaedt (29.03.2017)

Die Regisseurin Anke Ertner zur Filmvorführung zu Gast im Besucherzentrum des DDR Museum

 

Der Abend begann mit der Vorführung des Films „Generation ´ 89 – Erwachsenwerden im Wendejahr“. Die Produzentin und Regisseurin, Anke Ertner, sowie zwei der sechs Protagonisten waren selbst vor Ort um der Vorstellung mehr Leben einzuhauchen und während der anschließenden Diskussionsrunde Rede und Antwort zu stehen.

In dem Dokumentarfilm, der bereits im MDR ausgestrahlt wurde und einige Preise erhielt, erzählt Anke Ertner mit sechs engen Freunden in Portraits die unterschiedliche Sichtweise und Wahrnehmung des Wendejahres. Alle waren in einer Lebensphase, in der man sich selbst noch nicht gefunden hatte.

Sechs normale ostdeutsche Teenager, Kinder von Lehrern, Pfarrern oder NVA-Offizieren, berichten ungewohnt offen und persönlich über den Umgang mit dem Mauerfall und den Folgen der Wiedervereinigung. Anke Ertner verzichtet in ihrer Dokumentation auf jegliche Kommentare und lässt stattdessen die einzelnen Portraits ganz für sich sprechen.

Wie geht man als unsicherer Teenager mit dem Wegfall der bekannten Systeme und Regeln um? Was macht man, wenn die Eckpfeiler der eigenen Existenz in Frage gestellt werden? Wenn ein Sicherheitsnetz von einen Tag auf den Anderen entfernt wird!? Auf was konnte man sich nun noch verlassen?

Nur ungläubig konnten Anke und ihre sechs Freunde damals still beobachten, wie Ihr bisheriges Leben ins Wanken geriet und alles was sie bisher für „normal“ hielten, als nichtig erklärt wurde.

Im Anschluss an den Film hatte das Publikum die Gelegenheit, der Regisseurin und den anwesenden Protagonisten in einer Diskussionsrunde Fragen zu stellen und über die eigene Wahrnehmung zu debattieren. Moderiert wurde die Diskussion dabei durch den Wissenschaftlichen Leiter des DDR Museum, Dr. Stefan Wolle.

Gefühle der anhaltenden „Fremdheit in der Bundesrepublik“ oder der „Heimatlosigkeit“ wurden genauso besprochen, wie die damals aufkommende „Hoffnung auf ein besseres Land“ oder ein „neu entdeckter Freiheitsdrang“.

Durch die sehr offenherzigen und persönlichen Berichte der Protagonisten im Film, wie in der anschließenden Diskussion, fühlte sich das Publikum verstanden und mit den jeweiligen Protagonisten emotional verbunden. Auch wenn die Dokumentation mit sechs Portraits von damaligen Teenagern sicher als wenig repräsentativ bezeichnet werden kann, zeigt sie doch bereits deutlich, wie vielfältig die Wahrnehmung des Wendejahres war.

Unter den anwesenden Gästen spürte man insgesamt hauptsächlich Dankbarkeit dafür, dass ein bisher insgesamt wenig diskutiertes Thema nun so außergewöhnlich und persönlich verarbeitet wurde und endlich Anlass gibt, auch über diese Facette der Wiedervereinigung offen zu sprechen.

Auch wir möchten uns bei Anke Ertner, den Protagonisten sowie den anwesenden Gästen für diesen sehr offenen und emotionalen Abend und den dabei erhaltenen Einblick in ihre persönliche Erfahrung bedanken!

 

Die DVD „Generation ´89 – Erwachsenwerden im Wendejahr“ ist in unserem Museumsshop für 19,90 € käuflich zu erwerben.

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