Aus der Sammlung

Kreatives Bauen mit Formo und PEBE

Kreatives Bauen und entsprechendes Systemspielzeug begeistern seit jeher viele Kinder. Während man im Westen mit Playmobil und LEGO seinem Spieltrieb nachgehen konnte, gab es in der DDR mit PEBE und Formo ebenfalls zwei etablierte Bausysteme. Die ursprüngliche Idee der Steckbausteine geht auf die im 19. Jahrhundert in Rudolstadt entwickelten Ankerbausteine zurück. von Jörn Kleinhardt (24.01.2021)

PEBE-Bausteine anfangs teilweise mit LEGO kombinierbar

Die Initialen des Erfinders Paul Bernhardt gaben dem Systembausteinen ihren prägnanten Namen. Produziert wurde das praktische Spielzeug ab 1955 von der Firma »Paul Bernhardt« (ab 1972 VEB Plastica / ab 1984 VEB Chemische Fabrik) Bad Kösen im damaligen Kreis Naumburg (Bezirk Halle). In den 1980er-Jahren kam zusätzlich noch ein Produktionsstandort in Köthen dazu. Es gab eine große Ähnlichkeit zum bereits 1932 erfundenen LEGO-Systemspielzeug, teilweise waren die Bauelemente sogar miteinander kombinierbar.

Aufgrund eines Rechtsstreits mit dem Weltmarktführer LEGO kam es in den 1980er-Jahren zu einer Änderung der Noppen und der Unterseite, sodass diese nicht mehr mit dem LEGO-System kompatibel waren. Großer Beliebtheit erfreuten sich die verschiedenen Auto-Serien im Maßstab 1:50 und 1:75, wobei letztere deutlich kleiner ausfielen und nicht mit den restlichen Bausteinen kompatibel waren. Neben den technischen Serien wurden zahlreiche Grundbaukästen und technische Baukästen innerhalb des Systems etabliert. Das PEBE-Bausteinsystem wurde nach der Wende von verschiedenen Firmen und mit einer Unterbrechung (1996 bis 2000) bis ins Jahr 2005 produziert.

verschiedene PEBE-Miniatur-Fahrzeuge
PEBE-Verpackung für Miniaturautos

Formo-System nicht mit PEBE kompatibel

Fast zeitgleich mit der Entwicklung des PEBE-Systems wurden ab 1956 in Gotha durch Werner Wind mehrere Patente für Baukastensysteme angemeldet. In seinem Betrieb für Kunststoffverarbeitung wurden diese vorerst unter dem Namen »Plasteck« produziert. Nach der Verstaatlichung wurde daraus, durch den nunmehr VEB Gothaer Kunststoffverarbeitung benannten Betrieb, das Formo-Baukastensystem etabliert und ab den 1960er-Jahren vermarktet. Wie bei PEBE setzte auch Formo auf das Einzapfsystem. Bis 1970 wurde ein hohes Produktionsvolumen erreicht und die Produktionsstätte in Gotha sukzessive ausgebaut. Aufgrund eines anderen Rastermaßes waren PEBE und Formo nicht miteinander kombinierbar.

Auch im Formo-System gab es eine große Vielfalt von Baukästen, welche unter den Namen »Formo system« und »Formo constanti« auf den Markt kamen. Der Schwerpunkt bei Formo lag auf jeden Fall bei Architekturmodellen, wenngleich auch ein Getriebe- und Radbaukasten als »Formo mobili« vermarktet wurde. Eine Besonderheit im System stellte der Bausatz des Palastes der Republik dar, welcher als Souvenir erworben werden konnte. Im Jahr 1990 wurde die Herstellung des Formo-Systems eingestellt. Zwischen 2006 und 2011 wurde die Produktion des Systems in Gotha wieder aufgenommen. Heutzutage ist die Marke »Formo« geschützt und die beliebten Bausteine können nach Auftrag in kleinen Stückzahlen durch einen ehemaligen Mitarbeiter aus Gotha angefertigt werden.

 

Anmerkung der Redaktion: Der Artikel erschien erstmals am 11. Januar 2018.

Mehr zum Thema