Sprüche, geflügelte Worte und Wortspiele in einer Ausstellung präsentierten zu wollen – das klingt interessant aber irgendwie auch vermessen. Die Sprache ist doch ihrem Wesen nach immateriell und das Museum lebt von materiellen Objekten. Sprachdokumente werden im Museumsjargon oft abwertend als Flachware bezeichnet. Sie sind unumgänglich, können aber doch nur Hilfsmittel sein.
Man durfte also gespannt sein, was sich das Ausstellungsteam des DDR Museums ausgedacht hatte. Am Dienstagabend war eine Einführungsveranstaltung zum Thema mit anschließender Ausstellungseröffnung geplant. Wer schweres akademisches Geschütz erwartet hatte, wurde enttäuscht. Unser wissenschaftlicher Leiter, Stefan Wolle, hielt einen kurzen pointierten Vortrag zum Thema „Sprache und Politik“. Gleich zu Beginn kündigte er an, er würde ganz wie es in seiner Studentenzeit in der DDR üblich war, mit aktuell-politischen Bezügen beginnen. Dann griff er das böse Wort von den „alternativen Fakten“ auf, das Trumps Pressesprecherin vor einigen Tagen der schockierten Welt ins Gesicht geschlagen hatte. Damit war er bei George Orwells Dystopie „1984“ und dem Neusprech. Die literarische Fiktion verglich er mit der Sprache der DDR und betonte dabei, dass die lebendige Sprache immer stärker war als die Sprachregelungen der SED. Als die Deutschen 1989 wieder zusammenkamen, meinte er, waren sie „ein einig Volk“ der Radiohörer und Fernsehgucker. Allerdings hätte sich ein gewisser Sprachgestus lange erhalten, der sich zum Beispiel im Verharren nach dem ersten Halbsatz zeigt. Der Sprecher kontrolliert einen Moment die Wirkung seiner Worte und kann dann notfalls den Satz in der Luft hängen lassen oder in sein Gegenteil verkehren.
Anschließend ging unser Ausstellungsleiter, Sören Marotz, etwas näher auf die Sonderausstellung ein. Er erprobte mit den Anwesenden das Sprachspiel, das im Erkennen der Wörter besteht. Das Publikum hatte mit den Lösungen kaum Schwierigkeiten. Man wird sehen, wie das bei den weniger gut informierten und jüngeren Museumsbesuchern klappen wird. Der Anspruch der Ausstellungsgestalter lautet, das Spiel solle auf ironische und interaktive Weise das Sensorium für die Sprache der Politik schärfen.
Nach der etwa anderthalbstündigen Veranstaltung begab sich das Publikum in das im Umbau befindliche Foyer des Museums und betrachtete die vier Installationen, die bis zum 2. April 2017 zu sehen sein werden. Zu bewundern sind dort ein ausgestopfter Specht, vertrocknete Sonnenblumen, zerschnittene Fahnen, eine vergoldete Büste von Konrad Adenauer und viele andere verblüffende Dinge, die sich wie ein Bilderrätsel zu den gesuchten Begriffen zusammenfügen lassen.
Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Jeder ist eingeladen, im Museum die Lösungsworte zu finden, die Kreuzworträtsel auszufüllen und in einen bereit stehenden Kasten zu werfen. Es gibt sogar einige Preise zu gewinnen.