Veranstaltung

In die Mühlen geraten

„In die Mühlen geraten“ – Buchvorstellung und Vortrag mit Martin Morgner von politisch verfolgten Studenten an der Friedrich-Schiller-Universität Jena von 1967 bis 1984.
von Janine Henschel (16.09.2017)

Vom Allrounder zum Historiker des 20. Jahrhunderts

Martin Morgner studierte Ende der 70er Jahre Ökonomie in Ost-Berlin, leistete seinen Wehrdienst bei der Volksarmee ab und verdiente sich als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und als Aushilfkraft in der Gastronomie ein paar Mark dazu.
Nur 10 Jahre später war er auf den Bühnen Geras als Puppenspieler anzutreffen und studierte nebenbei Theaterwissenschaften. Bereits zu dieser Zeit wurde er aufgrund seiner oppositionellen Verbindungen von der Stasi unter die Lupe genommen und hatte sogar mit der Zensierung seiner Stücke zu kämpfen.
Nach der Wende 1989 arbeitete er bei der Robert-Havemann-Gesellschaft und wurde außerdem als Abgeordneter in die Bezirksverordnetenversammlung gewählt. Einige Jahre später widmete er sich wieder ganz dem Theater: Als Dramaturg und Direktor war er bis 2001 in Gera und Chemnitz engagiert.
Nach seinem Geschichtsstudium promovierte er 2012 an der FSU Jena und hat nun einen Lehrauftrag für Neuere und Neuste Geschichte am Historischen Institut der Jenaer Universität inne.


Fallsammlung von Oppositionellen der FSU Jena

Alles begann mit dem Auftrag eine Liste von Studenten und Dozenten zu erstellen, die zu DDR-Zeiten politisch verfolgt wurden und entwickelte sich dann zu einer Fallsammlung von Oppositionellen. Anhand von acht Beispielen schilderte er die persönlichen Schicksale jener Studenten im Jahr 1967 bis 1984. Jede, auch nur ansatzweise staatsfeindliche Handlung oder Verbindung zur Oppositionsszene konnte zur Exmatrikulation und somit auch zur Chancenlosigkeit einer Akademikerkarriere führen.

Die geschichtliche Aufarbeitung stand bei seiner Forschungsarbeit im Mittelpunkt und für Morgner stellte sich die Frage, wie dies ohne Verletzung der Menschenrechte und mit Respekt gegenüber der Betroffenen und dessen Angehörigen geschehen kann: Die radikale Enthüllung und Aufklärung menschenunwürdiger Strukturen auf der einen Seite und das Mitgefühl für das leidige Schicksal der jungen Personen, die mit dem Staatssystem nicht konform waren, auf der anderen Seite.


Das Buch „In die Mühlen geraten“ ist im Juli 2010 im Wartburg-Verlag erschienen und kann für 16,00 € erworben werden:
https://www.wartburgverlag.net/index.php/gesamtliste/in-die-muhlen-geraten.html

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