Tourismus in der DDR

Sonnenstrand, Goldstrand und Rila-Gebirge – Bulgarien als Reiseland für DDR-Bürger

(02.04.2015)

„Endlich Urlaub, endlich reisen – und wohin?“ - diese Frage stellte das Reisebüro der DDR auf Seite 4 des Prospekts „Reisen ´75“ an seine Leserinnen und Leser. Ging es an die Planung des Jahres- oder Familienurlaubs, so hatte der DDR-Bürger neben den beliebten deutschen Reisezielen wie Ostsee, Harz oder Sächsische Schweiz auch die Möglichkeit, in eines der „sozialistischen Bruderländer“ zu reisen. Dazu gehörte neben der VR Polen, der UdSSR und der SR Rumänien auch die Volksrepublik Bulgarien. Dank seiner ausgedehten Strände an der Schwarzmeerküste, des milden Klimas und der Gastfreundschaft der Bulgaren zog es jedes Jahr viele DDR-Bürger ins Land der Rosen.

Ebenso konnte man zwischen vielen verschiedenen Reisearten wählen wie z.b. Rundreisen in verschiedene Gebiete des Landes, Städtetrips, Kuraufenthalte in Kjustendil oder Pomorie am Schwarzen Meer und natürlich den beliebten Campingurlaub im Wohnwagen oder Zelt. Besonders interessant waren auch die „Reisen des Monats“. So boten der VEB Reisebüro der DDR und der Reiseanbieter „Balkantourist“ Sonderreisen zu Themen wie „Mit Schmalfilm und Kamera durch Bulgarien“, „Reisen zur Weinernte“ oder „Hochzeitsreise zum Sonnenstrand-Nesssebar“ an. Einen Urlaub mit der ganzen Familie in der VR Bulgarien musste man sich allerdings auch leisten können. So kostete ein 15-tägiger Aufenthalt am Schwarzen Meer zwischen 930 und 1100 Mark für Erwachsene, 15 Tage Rila-Gebirge zwischen 820 und 1100 Mark und ein 22-tägiger Kururlaub in Kjustendil 1430 Mark. Hinzu kamen Visa- und Flughafengebühren. Die Anreise erfolge mit dem Flugzeug, dem „rollenden Mitropa-Hotel“ Tourex oder dem eigenen PKW.

 

Nichtsdestotrotz waren Auslandsreisen in der DDR jedoch eine Ausnahme. Der Urlaub musste zunächst per „Vormerkzettel“ beim Reisebüro der DDR mit Angabe von Erst- und Zweitwunsch des Reiseziels angemeldet werden. Außerdem benötigte jeder Urlauber eine Reisegenehmigung, welche bei der Deutschen Volkspolizei beantragt wurde. Die Genehmigung war in der Regel vergleichsweise einfach, konnte jedoch von der Volkspolizei ohne Angabe von Gründen verwehrt werden. Der Inlandstourismus in der DDR dagegen wurde in der Regel über die Betriebe und staatliche Institutionen abgewickelt. Durch die staatliche Förderung und die betriebseigenen Erholungseinrichtungen war diese Art des Urlaubs für die Bevölkerung dementsprechend weitaus erschwinglicher.

Im Jahr 1989 wurde das Wort „Reisefreiheit“ übrigens von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum Wort des Jahres gekürt.

 

Auch in unserer Ausstellung befindet sich eine Vitrine zum Thema „Urlaub“. FKK-Strände waren in Bulgarien jedoch nicht üblich, Hinweise dazu stehen im Prospekt „Individuell nach Bulgarien“ von 1977. Haben Sie noch interessante Reisegeschichten zum Thema Auslandsreisen? Dann kontaktieren Sie uns doch!

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