Läden und Kaufhäuser in der DDR

Die Intershop-Handelskette

Noch heute erinnern sich viele Menschen an den Geruch der Intershops. Vergleichbar mit Duty Free-Läden richteten sich die Intershops an Reisende und waren anfangs vornehmlich an Bahnhöfen, Flughäfen und anderen Transitpunkten zu finden. Bis zum Ende der DDR existierten über die gesamte Republik verteilt Filialen, in denen auch die eigene Bevölkerung einkaufen konnte. von Jörn Kleinhardt (01.12.2016)

Die staatliche Handelskette Intershop wurde am 14. Dezember 1962 mit dem Ziel gegründet, frei konvertierbare Währungen auf dem Gebiet der DDR abzuschöpfen. Alles, was nicht über den Tausch von Gütern oder Know-how erworben werden konnte, musste von der DDR in frei konvertierbarer, »harter« Währung bezahlt werden, da die Mark der DDR eine Binnenwährung war. So musste der Staat beispielweise für begehrte Konsumgüter wie Kaffee oder Südfrüchte bis zu 700 Millionen Valutamark jährlich ausgeben.

Grüne Broschüre mit Intershop Verkaufsstellen

DDR-Produkte für westdeutsches Geld

Anfangs richtete sich das Angebot der Intershop-Läden an Reisende aus dem westlichen Ausland und allgemein an Transitreisende. Die Intershops entstanden an den bekannten Transitstrecken an Autobahnraststätten, Grenzübergangsstellen und an Verkehrsknotenpunkten wie Bahnhöfen oder Flughäfen in den größeren Städten. Anfangs wurde der gesamte Intershop-Handel von der Mitropa, die für den Betrieb von Schlaf- und Speisewagen sowie Bahnhofsgast- und Autobahnraststätten verantwortlich war, organisiert.

Bereits wenige Jahre nach Gründung der Einzelhandelskette hatte das Unternehmen mehrere hundert Filialen auf dem gesamten Gebiet der DDR. Handelte man anfangs vorwiegend mit Zigaretten und Tabakwaren, erweiterte sich das Sortiment in der Folgezeit sukzessive. In den 1980er-Jahren umfasste das Verkaufsangebot Nahrungsmittel, Alkoholika, Tabakwaren, Kleidung, Spielwaren, Schmuck, Kosmetika, technische Geräte, Tonträger und andere Konsumgüter. Ein Großteil des Warenangebots wurde im Rahmen der Gestattungsproduktion in der DDR für westliche Firmen produziert. Nachdem sich das Warenangebot in den Anfangsjahren vorwiegend an Bürger*innen aus dem sogenannten Nichtsozialistischen-Wirtschaftsgebiet bzw. »kapitalistischen Ausland« richtete, durfte ab 1974 auch die DDR-Bevölkerung gegen Valutamark in den Intershops einkaufen.

Forumscheck Intershop im Wert von 1 Mark

Intershops als Devisenbeschaffer

Nicht jede Person hatte Zugang zu konvertierbaren Währungen, weswegen die Intershops zunehmend ein ideologisches Problem für die Staatsführung darstellten. Erich Honecker nahm daher 1977 im DDR-Fernsehen Stellung zum Thema: »Diese Läden sind selbstverständlich kein ständiger Begleiter des Sozialismus. Wir können aber nicht an der Tatsache vorbeigehen, daß besonders der große Besucherstrom viel mehr Devisen unter die Leute bringt, als das früher der Fall war. Bekanntlich kommen zu uns im Jahr etwa 9,5 Millionen Gäste aus kapitalistischen Ländern, die bei uns essen, zum großen Teil übernachten und selbstverständlich auch Geld in den Taschen haben. Durch die Intershop-Läden haben wir die Möglichkeit geschaffen, daß diese Devisen bei uns im Lande bleiben.«

Ab April 1979 mussten DDR-Bürger*innen ihr konvertierbares Geld, z. B. die Deutsche Mark (oftmals als Geschenk von Verwandten aus der Bundesrepublik), bei der Staatsbank der DDR in eigens geschaffene Forumschecks umtauschen. Diese wurden von der Forum Außenhandelsgesellschaft mbH, einer 1976 gegründeten Tochterfirma des berüchtigten, von Alexander Schalck-Golodkowski geführten Bereichs Kommerzielle Koordinierung ausgegeben. Mithilfe dieser Forumschecks, welche 1:1 gegen »Westgeld« getauscht wurden, konnten die Menschen in der DDR dann ab 1979 in den Intershops der Republik einkaufen. Bürger*innen aus dem Ausland konnten übrigens weiterhin mit ihrem angestammten Geld in der Einzelhandelskette einkaufen. Die Umtauschpflicht von Valuta in Forumschecks galt lediglich für die DDR-Bevölkerung.

First Class Coffee in der Dose – Sonderfüllung Intershop

Läden ohne Schaufenster

Die Umsätze der Handelskette waren enorm: Bereits in den 1970er-Jahren wurde jährlich über eine Milliarde Mark umgesetzt. Aufgrund der positiven und bedeutenden Handelsbilanz sowie der politischen Brisanz standen die Intershops von Beginn an unter starker Beobachtung des Ministeriums für Staatssicherheit. Um die Bevölkerung ohne Zugang zu Valuta nicht zu verärgern, verzichteten die Intershops beispielsweise auf Schaufenster. Ebenso herrschte in den Verkaufsläden absolutes Fotografierverbot wie in militärischen Sicherheitsbereichen üblich. 

Das Ende der Intershops

Mit der Friedlichen Revolution im Herbst 1989 kam auch das Ende der Intershops. Das bis dahin exklusive Warenangebot für zahlungskräftige Kundinnen und Kunden fand nach und nach seinen Weg in die restlichen Kaufhallen der noch bestehenden Republik. Im Zuge der Währungsunion am 1. Juli 1990 füllten sich die Regale mit allerhand Waren aus westlicher Produktion. Intershops zur Abschöpfung der frei konvertierbaren Währung waren somit überflüssig geworden.

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