Läden und Kaufhäuser in der DDR

Handelsorganisation (HO)

Die Handelsorganisation (HO) wurde bereits kurz vor der Gründung der DDR ins Leben gerufen. Sie war das staatliche Pendant zu den privat geführten Konsumgenossenschaften (Konsum) und beinhaltete neben dem Einzelhandel auch ein Netz aus Gaststätten und Hotels. von Jörn Kleinhardt (17.11.2016)

Nachdem es im letzten Sammlungsblog um die Konsumgenossenschaften in der DDR ging, widmen wir uns in diesem Beitrag der Handelsorganisation (HO). Die Handelsorganisation wurde 1948 als Konkurrenz zu den Konsumgenossenschaften als staatliches Einzelhandelsunternehmen gegründet. Anfangs wurde das staatliche Unternehmen besonders gefördert. Das Warenangebot beinhaltete schon ab den 1950er-Jahren begehrte Konsumartikel und es gab bereits ausgewählte Lebensmittel ohne die erst 1958 abgeschafften Lebensmittelkarten. Mit der Bevorzugung des staatlichen Betriebes wollte man ein Gegengewicht zu den privaten Konsumgenossenschaften bilden.

Die verschiedenen Bereiche der Handelsorganisation (HO)

Die Handelsorganisation gliederte sich in die Bereiche Lebensmittel, Gaststätten, Warenhäuser, Hotels und Industriewaren. Bereits 1950 gab es über 2.300 HO-Verkaufsstellen, die ca. 26 Prozent des Einzelhandelsumsatzes der gesamten DDR erwirtschafteten. Das volkseigene Einzelhandelsunternehmen hatte in den Anfangsjahren ein überproportionales Wachstum. Zehn Jahre später gab es bereits 35.000 Verkaufsstellen mit einem Umsatz von 37 Prozent des gesamten Einzelhandelsumsatzes der Republik. Die Entwicklung spiegelt sehr gut den gestiegenen Konsumbedarf der Bevölkerung wider. Der Platzbedarf der Verkaufsstellen wurde vor allem bei Neubauten großzügig geplant. Besonders bei der Planung der Neubaugebiete spielten die meistens zentral gelegenen HO-Kaufhallen eine gewichtige Rolle bei der Versorgung der Wohnbevölkerung. Neben den größeren Kaufhallen gab es jedoch auch eine Vielzahl von kleinen HO-Verkaufsläden und wie bei den Konsumgenossenschaften wurden für die Versorgung der Landbevölkerung eigene mobile Verkaufswagen eingesetzt. Die HO-Warenhäuser in den größeren Städten komplettierten das Netz der staatlichen Verkaufsstellen. Dort gab es vor allem seltenere Industriewaren und Konsumgüter zu kaufen, während sich die Kaufhallen und kleineren Verkaufsläden auf die Waren des täglichen Bedarfs beschränkten.

Papiertüte mit der Aufschrift »HO Industriewaren in der Stalinallee«

Ein Kuriosum stellt die 1961 in Leipzig gegründete HO-Schachzentrum-Filiale dar. Anlässlich der im Jahr zuvor stattfindenden Schacholympiade wurde der Bedarf für ein so spezielles Ladengeschäft erkannt. Das Ladengeschäft in Leipzig vertrieb, wie der Name schon suggeriert, vor allem Schachartikel und war der erste offizielle Schachartikelhändler der DDR.

HO-Hotelkette und HO-Gaststättennetz

Die Hotelkette der Handelsorganisation setzte insbesondere auf Herbergen im mittleren Preissegment. Für die gehobenen Unterkünfte war die Hotelkette der »Interhotels« verantwortlich. Eine Ausnahme für die Kette der HO-Hotels bildete das berühmte Hotel Neptun am Ostseestrand in Warnemünde.

Analog zu den bereits existierenden privaten und konsumgenossenschaftlichen Bewirtungsstätten baute die Handelsorganisation ein eigenes Gaststättennetz auf. Das zusätzliche Gastronomieangebot wurde von der Bevölkerung gerne angenommen. 

Bierdeckel HO-Gaststätten Berlin

Obwohl die Konsumgenossenschaften und die Handelsorganisation in Konkurrenz zueinander standen, prägten Filialen beider Ladenketten das Stadtbild in der DDR.

Im Gegensatz zu den privatbetriebenen Konsumgenossenschaften fiel die Handelsorganisation in der Zeit der Wiedervereinigung in den Zuständigkeitsbereich der Treuhandgesellschaft. Durch die Treuhand wurden ab 1990 viele Filialen und Grundstücke der vormals staatlichen Handelsorganisation an Privatunternehmer veräußert.

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