Aus dem Museum

Ligato – Geschichte spielen im DDR Museum

Als Lothar Schubert im Dezember 1984 die Regeln eines neuen Spiels schrieb, ahnte er noch nicht, dass sein Werk erst 30 Jahre später gespielt veröffentlicht werden würde. Nun kann es jeder auf seinem Smartphone und im DDR Museum spielen.
von Michael Geithner (27.01.2015)

Als Lothar Schubert im Dezember 1984 die Regeln eines neuen Spiels schrieb, ahnte er noch nicht, dass sein Werk erst 30 Jahre später gespielt veröffentlicht werden würde. Nun kann es jeder auf seinem Smartphone und im DDR Museum spielen.

Ligato ist ein taktisches, agonales Spiel, wie es auch Dame, Mühle oder Schach sind. Zwei Personen spielen mit je sechs Spielsteinen auf einem Brett mit sechs Feldern in der Breite und zehn Feldern in der Länge. Nachdem jeder Spieler seine Spielsteine eingesetzt hat, ist es das Ziel alle Steine auf die gegnerische Grundlinie zu bringen und zwar bevor dem Gegner dies gelingt. Dabei kommt das Spiel ganz ohne Würfel aus, denn gezogen wird immer soweit, wie Steine in der Reihe des zu bewegenden Steines stehen. Steht der Stein also allein, darf er nur ein Feld nach vorn ziehen, stehen zum Beispiel noch ein eigener und zusätzlich ein gegnerischer Stein in der selben Reihe (also insgesamt drei Steine), dann darf man schon drei Felder nach vorn oder hinten ziehen. Klingt einfach und schnell und genau das ist es auch.

Spieleautor Lothar Schubert aus Riesa erlebte mit Ligato eine Geschichte, wie sie nur in der DDR geschehen konnte. Nachdem er das Spiel entwickelt hatte, verkaufte er es 1987 an den Spielverlag VEB Berlinplast, der die Produktion für 1989 vorsah, so verlangte es der Plan. Erst im Februar 1990 wurden die ersten drei Probeexemplare gedruckt. Dann passierte ein halbes Jahr nichts mehr, bis die mittlerweile umgewandelte Berlinplast GmbH im Juli die Produktion absagte und Schubert eines der Handmuster zusandte. Es ist heute das einzige bekannte Spiel, das noch existiert. Die übrigen zwei sind wahrscheinlich in den Wirren der Abwicklung von Berlinplast verloren gegangen.

Im Jahre 2013 entdeckte die Spieleinitiative “Nachgemacht - Spielkopien aus der DDR” Ligato wieder. Bei einem Besuch bei Lothar Schubert entstand dieses Video, das auch das Originale Ligato zeigt: http://vimeo.com/47825193

Nachgemacht sammelt Spiele, die in der DDR handgefertigt wurden und machten mit Ligato das erste mal selbst ein Spiel nach. Mit ihren (heutigen) Mitteln entstand so die gleichnamige App, die free-to-play, also kostenlos, für iPhone und iPad heruntergeladen werden kann. Hier kann man nun auch gegen den Computer spielen, Abzeichen sammeln und damit die Hintergrundgeschichte des Spiels freischalten. Zur Belohnung erhält der Spieler Zeichnungen (Illustration: Alex Wohlrab) und Originaldokumente. Die stimmungsvolle Musik zum Spiel wurde im Übrigen von Peter Drechsel komponiert. Im DDR Museum kann nun jeder Besucher Ligato gegen den Computer oder im Multiplayer-Modus gegeneinander spielen, probiert es bei eurem nächsten Besuch doch einfach mal aus.

Mehr zum Thema