Aus dem Museum

Die »Garage« im DDR Museum

Zu der inszenierten Plattenbauwohnung des Typs WBS 70 in der Dauerausstellung des DDR Museum gehört auch eine kleine Garage, in der alles zu finden ist, was zur Reparatur und Verschönerung der eigenen Habseligkeiten und vier Wände nötig war.
(17.05.2022)

In der DDR herrschte in vielen Bereichen chronischer Mangel, z. B. an Baustoffen, Ersatzteilen, Werkzeug oder Reparaturterminen. Fragte man einen Handwerker an, bekam man oft nur »Könn’se dit nich selber machen?« zu hören. Man musste sich also selbst zu helfen wissen. Aus der Not wurde eine Tugend gemacht und so entwickelte sich die kleine Republik zu einem Land der Bastler*innen, geprägt von gegenseitiger Unterstützung.

Die Garage: Rückzugsort und Bastelecke

Jede Person wurde zwangsläufig zum Heimwerker bzw. zur Handwerkerin und konnte bauen, schrauben, reparieren. Neben dem meist winzigen Verschlag im Keller tobten sich die Kreativen und (handwerklich) Versierten in den Garagen im Umfeld der Neubaublocks aus, die oft als Werkstatt und Lagerraum genutzt wurden.

Gleichzeitig entstand ein reger Tauschhandel mit Mangelgütern und Dienstleistungen untereinander im Privaten. In der nachgestellten Garage in der Dauerausstellung des DDR Museum ist beispielsweise eine Kurbelwelle zu finden, die man vielleicht nicht selbst brauchte, die aber zum Tauschen immer willkommen war. Genauso wie die blauen Fliesen, die in der DDR so schwer zu bekommen waren, sodass der Begriff »blaue Fliesen« als Synonym für die D-Mark verwendet wurde.

Die originale Garage, die heute nachgebaut im DDR Museum steht.

Die »Garage« im DDR Museum

Die Ausstellungs-Garage stammt von einem privaten Grundstück in Berlin-Pankow. Sie ist zwar ein Original, allerdings verkürzt mit der kompletten Front einer typisierten Fertigteilgarage aus der DDR in Kombination mit einer neu gefertigten Rahmenkonstruktion detailgetreu wieder aufgebaut worden. Interessant sind die Spuren der Witterung, die aufgrund des Standortes im Freien deutlich auf dem Material zu sehen sind.

Die Simson »Schwalbe« als Blickfang in der Garage

Bei der Gestaltung der Ausstellung legten die Kurator*innen Wert auf den Einsatz von möglichst vielen originalen Gegenständen. Das größte Objekt und im Mittelpunkt der Garage ist das knallgelbe Kleinkraftrad Simson »KR 51/2«, auch »Schwalbe« genannt. Die »Simme« war besonders bei Jugendlichen in der DDR beliebt, da man mit diesem Fahrzeug unkompliziert und selbstständig unterwegs sein konnte. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die regelmäßige Pflege und Reparatur einen hohen Stellenwert in der Freizeit vieler hatten und das Zweirad deswegen seinen Platz in der Ausstellungs-Garage durchaus verdient hat. Die »Schwalbe« wurde seit 1964 produziert und war das erste Modell der sogenannten Vogelserie des Herstellers Simson aus dem thüringischen Suhl. Die letzte Baureihe, zu der unser Exemplar gehört, wurde von 1980 bis 1986 produziert. 

Gelbe Simson »Schwalbe« in der Garage der Dauerausstellung des DDR Museum

Neben der »Schwalbe« sind viele originale DDR-Werkzeuge und -Gegenstände zu finden. Im Regal an der Wand liegen diverse Reinigungsmittel, Klebstoffe und natürlich Elaskon K60, mit dem im Winter so manches Chromteil vor der aggressiven Salzlauge auf den Straßen geschützt wurde. Außerdem sind beispielsweise Hammer, ein Tankkanister, eine Kreissäge, eine Handbohrmaschine oder ein Ladegerät für Akkus und Batterien zu sehen.

 

Anmerkung der Redaktion: Der Blogbeitrag erschien erstmals am 6. Dezember 2016.

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