Was bleibt von der DDR?

Aktenberge - Die BSTU als Verwalter der Stasi-Akten

Das Interesse an einer Akteneinsicht reißt seit Gründung der Stasi-Unterlagen-Behörde nicht ab. Neben persönlichen Interessen an der eigenen Stasi-Akte mehren sich auch die Anträge von Medien und Wissenschaft, und das, obwohl die Staatssicherheit eine der am besten erforschten Institutionen des SED-Staates ist.
(10.02.2016)

Das Interesse an einer Akteneinsicht reißt seit Gründung der Stasi-Unterlagen-Behörde nicht ab. Bis zum Jahre 2014 gingen 3,05 Millionen Anträge von Bürgern ein, davon allein 67.763 Anträge auf persönliche Akteneinsicht im Jahr 2014. Doch nicht nur persönliches Interesse an der eigenen Stasi-Akte besteht, auch die Anträge von Medien und Wissenschaft verstärken sich, und das obwohl die Staatssicherheit eine der am besten erforschten Institutionen des SED-Staates ist.

Interesse in Zahlen

Nimmt man die Zahlen aller bisherigen Anfragen bis 2014 zusammen, kann man von einer Anzahl von 7 Millionen Anfragen ausgehen. Neben bereits genannten wurden 1.755.406 Ersuchen zur Überprüfung von Mitarbeitern im öffentlichen Dienst sowie 496.895 Anträge zu Fragen der Rehabilitierung, Wiedergutmachung und Strafverfolgung gestellt.

Die Entwicklung der BSTU

Bereits am 3. Oktober 1990 wurde der Grundstein für die BSTU gelegt. Joachim Gauck wurde zum „Sonderbeauftragten der Bundesregierung für die personenbezogenen Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes“ ernannt. 52 Mitarbeiter nahmen noch im selben Monat ihre Arbeit auf. Erste Auskünfte wurden im Dezember 1990 erteilt, auch der Forschungs- und Medienzugang war nun teilweise möglich. Am 29. Dezember 1991 trat dann das Stasi-Unterlagen-Gesetz in Kraft, Gauck wurde vom Sonder- zu Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Seither wuchs der Mitarbeiterstab an, um die vielfältigen Aufgaben zu bewältigen. Außerdem wurden neben der Zentrale in Berlin 12 Außenstellen aufgebaut. Anfang 2005 wechselte die BSTU vom Geschäftsbereich des Ministeriums des Innern in denjenigen des Beauftragten für Kultur und Medien. Auch die Bundesbeauftragten wechselten über Marianne Birthler zu Roland Jahn, beide weitere Angehörige der DDR-Opposition.

Die tägliche Arbeit und die Aktenfülle

Die Aufarbeitung durch die BSTU hat bis heute Maßstäbe gesetzt. Für viele postdiktatorische Gesellschaften der Welt gilt die Arbeit als Vorbild. Und das obwohl die Behörde mit einer Fülle von Akten konfrontiert ist: 51 Kilometer Schriftgut aus archivierten Beständen der Archivabteilung XII des MfS, 60 Kilometer Schriftgut aus Beständen der MfS-Diensteinheiten, von welchen bereits über 90 Prozent erschlossen sind. Von diesem 111 km Schriftgut lagern knapp 50 allein im Berliner Archiv, darunter befinden sich Berichte der Inoffiziellen Mitarbeiter und Abhörprotokolle. Umgerechnet etwa 47 Kilometer auf Papier machen des Weiteren Sicherungs- und Arbeitsfilme aus.

Da die Stasi vor ihrem Untergang noch viele Akten zerstört hat, lagern zudem 15.000 Säcke, Kartons, Schachteln oder Kisten mit Papierschnipseln bei der BSTU, 500 Behältnisse konnten bereits rekonstruiert werden. Zusammen mit dem Fraunhofer Institut in Berlin wurde dafür ein spezielles Verfahren entwickelt. Neben dieser Arbeit sind außerdem die Papierbestände in geeignete Behältnisse umzubetten. Zusätzlich sind 1,7 Millionen Fotodokumente, 2820 Filme und Videos, 27.300 Tondokumente sowie 46 MfS-Datenprojekte zu finden.

Ein besonderes Kapitel sind die Akten der HV A. Hier befinden sich die Akten, die die Stasi in der Auslandsspionagearbeit gesammelt hat. Im Frühjahr 1990 wurden diese Akten fast vollständig vernichtet. Jedoch wurden dem CIA die so genannten Rosenholzdateien zugespielt, die fast die gesamte Personenkartei der HV A von 1988 enthielten.

Der Zugang

Für die personenbezogenen Akten bestehen bei der BSTU strenge Auflagen, um Persönlichkeitsrechte betroffener Personen zu schützen. Dementsprechend werden Auskünfte erst nach Vorsichtung des Aktenbestandes und nur für begründete Zwecke erteilt. Neben dieser Arbeit sind aber auch Forscher direkt bei der der Behörde beschäftigt, die bereits grundlegende Publikationen zu Struktur, Arbeit und Geschichte der Stasi herausgegeben haben.

 

Die Erinnerung an die Verfolgung und Repression durch die Staatssicherheit wird für viele betroffene Menschen wohl das Nachhaltigste sein, was von der DDR für sie bleibt. Schaut man sich den Umfang der Archivbestände an, die längst nicht vollständig sind, so wird deutlich, dass es sich hierbei keineswegs um wenige Einzelschicksale handeln kann.

Wer sich genauer mit der BSTU auseinandersetzen möchte, findet auf der Webseite der BSTU noch ausführlichere Auskünfte, die hier nur verkürzt dargestellt werden konnten.


 

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