DDR-Geschichte

Die Schulpost, Frösi, ABC-Zeitung, Bummi und Atze

Kinderzeitschriften gehörten in der DDR zum Alltag in vielen Familien. Sie unterschieden sich jedoch stark in der Aufmachung und dem Inhalt, jeweils abgestimmt auf die entsprechende Zielgruppe. von Jörn Kleinhardt (15.10.2021)

Die Verlage in der DDR brachten einige Kinderzeitschriften auf den Markt. Ein Abo der verschiedenen Blätter, die sich äußerlich und inhaltlich stark voneinander unterschieden, war bei den Kinder und Jugendlichen heiß begehrt. Bereits 1946 wurden die ersten Formate wie »Die ABC-Zeitung« oder »Die Schulpost« in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), auf deren Gebiet 1949 die DDR gegründet wurde, veröffentlicht.

»Die ABC-Zeitung«

»Die ABC-Zeitung«, die älteste Kinderzeitschrift der DDR, richtete sich als Propagandainstrument des Zentralrats der Freien Deutschen Jugend (FDJ) an Schüler*innen und Mitglieder der Pionierorganisation der Klassenstufen 1 bis 3. Verlegt wurde die monatlich erscheinende Zeitschrift im Verlag Junge Welt, wobei die Auflage zu Spitzenzeiten 885.000 Exemplare betrug. Seit den 1960er-Jahren waren die beiden niedlichen Kugelmännchen Rolli und Flitzi Bestandteil jeder Ausgabe.

ABC-Zeitung Ausgabe 9/1985

Von »Die Schulpost« über »Rakete« zu »Technikus«

Die ebenfalls ab Sommer 1946 erscheinende Zeitschrift »Die Schulpost« richtete sich an ältere Kinder und Jugendliche. So wurden vor allem Beiträge mit naturwissenschaftlichen Themen, Literaturtipps und Berichte zum allgemeinen Weltgeschehen abgedruckt. Anfangs wurde die Zeitschrift vom Volk und Wissen Verlag herausgegeben, ab 1950 verlegte der Zentralrat der FDJ das Heft. Mit Erscheinen der »FRÖSI« wurden die Bereiche Literatur und Naturwissenschaft weiter hervorgehoben. Im Jahr 1958 erfolgte die Umbenennung des Heftes in »Rakete«, fünf Jahre später wurde »Rakete« in »Technikus« umgewandelt.

Zeitschrift Technikus Ausgabe 11/1987

»Fröhlich sein und Singen« (FRÖSI)

Im Jahr 1953 erschien die erste Ausgabe der Zeitschrift »Fröhlich sein und Singen« (Kurzform FRÖSI). Das Magazin richtete sich an Angehörige der Pionierorganisation und enthielt eine bunte Mischung an Themen. Neben der üblichen Propaganda gab es Basteltipps, Beiträge aus Natur, Wissenschaft und Technik sowie zahlreiche Bildgeschichten mit wiederkehrenden Figuren wie Kundi, Korbine Früchtchen, Korbian Stengel, Atomino, dem roten Elefanten Emmy oder Käptn Lütt. Publiziert wurde das Magazin im Verlag Junge Welt. Die Maximalauflage betrug 600.000 Exemplare.

Kinderzeitschrift FRÖSI Ausgabe 8/1982

»Atze«

Die kleinformatige Zeitschrift »Atze« erschien ab 1955 und enthielt propagandistische Bildergeschichten zu Themen wie der Oktoberrevolution, dem kommunistischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus oder Partisanengeschichten aus dem Zweiten Weltkrieg. Seltener wurden auch historische Themen wie beispielweise die Entdeckungsreisen des Christopher Kolumbus veröffentlicht. Eine gewisse Popularität erreichten die unpolitischen Bildergeschichten von »Fix und Fax« sowie »Pats Reiseabenteuer«. Herausgegeben wurde »Atze« vom Zentralrat der FDJ. Die monatliche Auflage betrug maximal 550.000 Exemplare.

Zeitschrift Atze Ausgabe 5/1977 – Titelbild zeigt Pat von Pats Abenteuer

»Bummi«

Ab 1957 erschien die Zeitschrift »Bummi« für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren. Die markante Titelfigur war das aufrecht gehende gelbe Bärchen Bummi, das oftmals auch Teil der kindgerechten Bildgeschichten war. Beliebt waren besonders die Bummi-Sammelbände im Hardcover-Einband, die jeweils die Ausgaben eines kompletten Kalenderjahres enthielten. Publiziert wurde die kleine und bunte Zeitschrift mit einer maximalen Auflage von 736.300 Stück vom Verlag Junge Welt und dem Zentralrat der FDJ.

Bummi-Sammelband 21

Mit der politischen Wende und der deutschen Wiedervereinigung verschwanden die meisten der bunten DDR-Kinderzeitschriften nach und nach vom Markt. Es gab genügend Alternativen aus westlicher Produktion, welche beim Publikum mehr Anklang fanden.

 

Anmerkung der Redaktion: Der Blogartikel erschien erstmals am 25. August 2016.

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