DDR-Forschung

Die Gedenkstätte Bautzen

Nachdem wir vor einiger Zeit die Gedenkstätte Hohenschönhausen, ehemalige Untersuchungshaftanstalt der Stasi, vorgestellt haben, möchte ich heute eine weitere ehemalige Haftanstalt vorstellen. Kein anderes Gefängnis war so sehr ein Symbol für die politische Haft in der DDR wie Bautzen.
(10.02.2015)

Nachdem wir vor einiger Zeit die Gedenkstätte Hohenschönhausen, ehemalige Untersuchungshaftanstalt der Stasi, vorgestellt haben, möchte ich heute eine weitere ehemalige Haftanstalt vorstellen. Kein anderes Gefängnis war so sehr ein Symbol für die politische Haft in der DDR wie Bautzen.

Um genau zu sein handelte sich in Bautzen um zwei Gefängnisse, um Bautzen I (genannt: „Gelbes Elend“)  und um Bautzen II, auch bekannt als der „Stasi-Knast“.

Bautzen I wurde 1950 von der Volkspolizei übernommen und diente aufgrund seiner harten Haftbedingungen und des menschenverachtenden Umgangs mit den Gefangenen als einschüchterndes Beispiel. Dies war politisch gewollt. Nachdem zunächst auch politische Häftlinge in Bautzen I einsaßen, kam es 1956 zur Umstrukturierung. Bautzen I wurde zu einer „normalen“ Haftanstalt. Denn ein weiteres Gefängnis übernahm den Bereich der politischen Haft. Das Gefängnis Bautzen I war im Jahre 1989 mit 2100 Häftlingen um 40% überbelegt.

Bautzen II, bekannt als der „Stasi-Knast“, wurde im Rahmen der Umstrukturierung 1956 Sonderhaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit. Ein Hochsicherheitstrakt mit 200 Haftplätzen. Bautzen II, 1963 schließlich komplett von Bautzen I abgetrennt, war die Anstalt für Regimekritiker, Gefangene aus Westdeutschland, Spione und Kriminelle mit prominentem Sonderstatus. Die Haftanstalt war die meistgefürchtete der DDR und so galt das geflügelte Wort „Ab nach Bautzen!“ als schlimmste Drohung für diejenigen, die sich mit dem SED-Staat anlegten. Bis Ende 1989 waren insgesamt 2.350 Gefangene in Bautzen II inhaftiert.

Die Haftanstalt Bautzen II wurde nach dem Fall der Mauer als sächsische Justizvollzugsanstalt und Außenstelle von Bautzen I weiter betrieben, jedoch wurde sie 1992 aufgrund ihres Symbolcharakters als Ort politischer Haft geschlossen. 1994 übernahm die Stiftung Sächsische Gedenkstätten den Auf- und Ausbau des Gefängnisses zur Gedenkstätte. Heute kann man dort die Dauerausstellung zur Geschichte der beiden Gefängnisse besichtigen. Außerdem gibt es verschiedene Sonderausstellungen. Im Moment zum Beispiel eine Ausstellung zum Thema „Diktatur und Demokratie im Zeitalter der Extreme. Streiflichter auf die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert“. Die Gedenkstätte bietet auch drei verschiedene Wanderausstellungen an, die ausgeliehen werden können.   

Bautzen kann mit oder ohne Führung besichtigt werden. Geöffnet ist die Gedenkstätte von Montag bis Donnerstag von 10.00 bis 16.00 Uhr und freitags von 10.00 bis 20.00 Uhr geöffnet. Samstags, sonntags und feiertags kann sie von 10.00 bis 18.00 Uhr besichtigt werden.

Öffentliche Führungen finden immer freitags um 17 Uhr und samstags, sonntags oder feiertags um 14 Uhr statt. Der Eintritt sowie die öffentlichen Führungen sind kostenfrei. Es besteht auch die Möglichkeit individuelle Führungen zu buchen, diese kosten 50€ auf Deutsch und 60€ auf Englisch. Ebenso bietet die Gedenkstätte individuelle Schülerprojekte an. Für Schulklassen sind alle diese Angebote kostenfrei.

Wer es erstmal nicht nach Bautzen schafft, der kann bei uns in der Ausstellung eine Gefängniszelle mit Originalen aus Erfurt und Bautzen besichtigen.  

(Bilder: Gedenkstätte Bautzen)

 

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