Was bleibt von der DDR?

Jagen wie zu Kaisers Zeiten: Das Jagdhaus am Hubertusstock

Heute geht es im Blog um das historische Areal in der Schorfheide (20.03.2017)

Die Jagd (auch Waidwerk) ist definiert als das Aufsuchen, Nachstellen, Fangen, Erlegen und Aneignen von Wild durch Jäger. In der Frühgeschichte der Menschheit diente das Jagen der Nahrungsbeschaffung, seit dem Mittelalter war die Jagd zunehmend feudalen Kreisen vorbehalten und wurde eher als Freizeitbeschäftigung angesehen. Die Schorfheide, eine Waldlandschaft im Norden Brandenburgs, ist schon seit hunderten Jahren ein traditionelles Jagdgebiet. In der Kaiserzeit diente sie verschiedenen Kaisern wie Kaiser Wilhelm II. oder Kaiser Friedrich Wilhelm IV. zur Jagd, in der Zeit des Nationalsozialismus frönte dort Hermann Göring seiner Jagdlust. Auch in der DDR waren Teile der Schorfheide als Staatsjagdgebiet gesperrt und dienten politischen Größen wie Erich Mielke, Günter Mittag und Erich Honecker als Jagdrevier. Da sich die DDR als Arbeiter- und Bauernstaat definierte, war die eigentlich traditionell feudale Jagd als Zeitvertreib der Politgrößen eher ungewöhnlich.

Am Rande der Schorfheide, westlich des Werbellinsees, wurde zwischen 1847 und 1849 das Jagdhaus am Hubertusstock im Auftrag des Kaisers Friedrich Wilhelm IV. errichtet. Ab 1869 wurden hier repräsentative Jagden mit hochrangigen Gästen aus Politik und Wirtschaft abgehalten. Nach dem Sturz der Monarchie in Folge der Novemberrevolution 1918, wurde das Gebäude während der Zeit der Weimarer Republik durch die Reichspräsidenten Friedrich Ebert und Paul von Hindenburg als Quartier während ihrer Jagdausflüge in die Schorfheide genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gründung der DDR ging das Jagdhaus in das Volkseigentum über und diente zunächst dem brandenburgischen Ministerpräsidenten als Landsitz. Nach Auflösung der Länder 1952 nutze das Ministerium des Innern den Gebäudekomplex als Erholungsheim für höhere Dienstränge bis 1971.

Da besonders die Ausstattung des Gebäudekomplexes nach über 100-jähriger Nutzung nicht mehr zeitgemäß war, erfolgte bis 1973 ein Neubau auf den alten Grundmauern und im alten Stil. Zusätzlich wurden vier große, zweigeschossige Bungalows und ein Mehrzweckgebäude mit Schwimmhalle, Kino, Kegelbahn und Schießstand auf dem weitläufigen Areal errichtet. Fortan diente der neu gebaute Komplex als offizielles Gästehaus der DDR-Regierung. Bis 1989 fanden hier zahlreiche Treffen und Besuche ausländischer Politiker statt. Unter anderem residierten hier Bundeskanzler Helmut Schmidt während seines DDR-Besuchs im Jahr 1981, Franz Josef Strauss, Herbert Wehner, Otto Graf Lambsdorff oder Oskar Lafontaine aus der Bundesrepublik. Aus den befreundeten Bruderstaaten waren unter anderem Leonid Breschnew oder Raoul Castro zu Gast.

Im Haupthaus, dem eigentlichen Jagdhaus Hubertusstock, war die obere Etage der Familie Honecker vorbehalten. Hier residierten neben dem Staatsoberhaupt Erich Honecker seine Frau Margot und Tochter Sonja in eigenen Suiten. Das Schlaf- und Badezimmer Erich Honeckers befindet sich noch im ursprünglichen Zustand. Im Keller des Hauses findet man ebenso noch authentische Bereiche. Der Rest der „Honecker-Etage“ und der Empfangsbereich des Jagdhauses wurden mittlerweile überbaut und modernisiert, ebenso wie die vier Gästebungalows. Das Mehrzweckgebäude mit Schwimmhalle, Kino und Kegelbahn dient im Moment als große Lagerfläche und soll in nächster Zukunft modernisiert werden. Das weitläufige Gelände mitsamt der Gebäude befindet sich mittlerweile im Besitz der Ringhotel Gruppe. Neben geschäftlichen Tagungen und klassischen Hotelurlaub in der idyllischen Schorfheide kann man auf dem historischen Areal auch standesamtlich heiraten und zünftig feiern.

Mehr zum Thema